Zur Diskussion gestellt

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Wie ist das mit dem Frauenbewusstsein?

Ein Leser berichtete von einem Gespräch mit einer Frau über den Tag gegen Gewalt an Frauen. Sie verurteilte Gewalt an Frauen nicht uneingeschränkt und unumwunden. Der Leser wunderte sich.

Von nek

Das wirft die Frage auf, ob Frauen durch ihre Lage per se „richtige“ Auffassungen haben. Vom Standpunkt der dialektisch-materialistischen Weltanschauung bestimmt das Sein der Menschen ihr Bewusstsein. Daher widerspiegelt sich im Bewusstsein der Frauen auch die gesellschaftliche Ungleichheit von Mann und Frau und der Kampf um die Befreiung der Frau bricht sich gesetzmäßig Bahn.

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Das ist der Ausgangspunkt für die Betrachtung. Aber die Denkweise spiegelt die gesamte materielle Wirklichkeit wider. Zu dieser gehört auch die bürgerliche Ideologie, die die Deutungshoheit über die kapitalistische Wirklichkeit hat. In Bezug auf die Gewalt an Frauen ist die hauptsächliche Deutung die, dass sie reduziert wird auf die individuelle Gewalt, die Männer an Frauen begehen. Eine ganze Reihe Romane und Filme handeln davon. Man findet diese Deutung auch in der bürgerlichen Psychologie, wenn auf Gewalt an Frauen nur individuell reagiert wird und systemimmanente Ursachen und die Notwendigkeit der Organisiertheit ausgeblendet werden.

 

Anlässlich des Tages gegen Gewalt an Frauen waren die Meinungen vielfältig: Beschränkung des Problems auf körperliche Gewalt; Unterschätzung des Problems, indem davon ausgegangen wird, man sei selbst stark und könne so Gewalt verhindern; Ignoranz des Problems, indem sich gar nicht damit beschäftigt wurde; Überbetonung des Problems, indem man die Frauen nur als Opfer sieht.

 

Die MLPD entwickelte dazu eine bewusstseinsbildende Arbeit über die gesellschaftlichen Ursachen der Gewalt an Frauen und die Notwendigkeit der Befreiung der Frau durch den echten Sozialismus.

 

Die Annahme, dass die ausgebeutete und unterdrückte Lage automatisch auch zu einem entsprechenden Bewusstsein und zu einem Kampf um die Befreiung der Frau führt, ist eine Illusion und weltanschaulich Vulgärmaterialismus. Er äußert sich vielfältig. Zum Beispiel, indem mit Frauen über viele politische Fragen diskutiert wird, aber zu wenig über die Rolle der bürgerlichen Staats- und Familienordnung. Beim Nachdenken fallen einem viele weitere Beispiele ein. Der Vulgärmaterialismus geht von einer spontanen Höherentwicklung des Bewusstseins aus und verkennt dadurch, wie viele zu lösende Fragen es gibt.