Fleischindustrie
Volle Produktion bei Westfleisch - zu Hause AHA
Mittwoch ist der erste Tag im Lockdown. Kontaktbeschränkungen, Ladenschließungen, Diskussion über Ausgangssperre im Kreishaus Recklinghausen.
Am Nachmittag bin ich unterwegs zu Westfleisch-Gustoland in Oer-Erkenschwick. Volle Parkplätze davor wie immer. Es ist 16.30 Uhr, Schichtwechsel. Frauen und Männer kommen raus, am Hals hängen die blauen Alltagsmasken.
Ob hier wie immer gearbeitet wird, will ich wissen. "Ja, ganz normal - zu Hause gibts Lockdown wegen Corona, hier nicht" sagt eine Arbeiterin. Wie viele kommt auch sie aus Rumänien oder Polen.
"Das klingt verrückt, dumm, ich weiß", ergänzt eine zweite aus einem Pulk daneben. Und fügt hinzu: "Corona ist Unsinn. Gibt es nicht, ist alles Unsinn, manipuliert. Schau mal Internet". Vorm Tor warten Fiat Ducato, und Arbeiterinnen und Arbeiter steigen ein. Ungeschützt, eng beieinander.
Ich verstehe: Wenn Corona harmlos ist, kann am Band gearbeitet werden. In hohem Tempo wie immer. Verharmlosung und Leugnung braucht keinen Arbeiterschutz. Und natürlich: Je mehr bei Westfleisch so denken, desto reibungsloser funktioniert das: Hier volle Pulle Produktion, zu Hause AHA (Abstand halten; Hygienemaßnahmen beachten; Alltagsmasken tragen). Das entspricht genau der Äußerung von BDA-Chef Dulger vom 11. Dezember: "Wenn die Politik schärfere Maßnahmen ins Auge fasst, sollte sie vor allem über die Zeit nach Feierabend nachdenken." Ein herzliches Dankeschön von Westfleisch an die Corona-Verharmloser Schiffmann, Ken Yebsen und Füllmich.