Italien
Eine neue Streikbewegung wächst
Im November hat es in Italien eine regelrechte Streikwelle in verschiedenen Bereichen und Branchen gegeben.
Für den 5. November riefen die drei größten italienischen Metall-Gewerkschaften, FIOM, FIM und UILM zu einem landesweiten, zwei- bis vierstündigen Streik auf. Aus Veröffentlichungen aus drei Regionen (Südtirol, Lombardei, Emilia Romagna) kann man von einer hohen Streikbeteiligung sprechen. Der Streik war als landesweiter Generalstreik der Branche angesetzt. In der Metallindustrie sind ca. 800.000 Menschen beschäftigt. Die Gewerkschaft FIOM schreibt: „...In der Lombardei haben mehr als 80 Prozent der Metallarbeiter und -arbeiterinnen die Arme verschränkt und sich in Massen dem von FIM FIOM und UILM auf nationaler Ebene ausgerufenen Streik angeschlossen, um die Verlängerung des vor zehn Monaten ausgelaufenen nationalen Vertrags Federmeccanica-Assistal freizugeben...“¹.
Und aus der Region Emilia Romagna schreiben sie: „...Mit einer höheren Unterstützung als erwartet wurde heute angesichts der allgemeinen Situation des Landes der einheitliche Generalstreik der Metallarbeiter von FIM, FIOM und UILM abgehalten. Vier Stunden Streik zur Unterstützung des Streits um die Verlängerung des nationalen Vertrags, an dem die rund 350 Reggio-Unternehmen der Federmeccanica mit über zwanzigtausend Beschäftigten beteiligt sind... .” „...In den großen Maschinenbauunternehmen liegt der Anteil der Arbeiter am Streik im Durchschnitt über achtzig Prozent... .”
Zwischen dem 6. November und dem 8. November riefen die Gewerkschaften die Tankstellenpächter zu einem 48-Stunden-Streik auf. So lange gab es keinen Treibstoff.
Am 13. November streikten 500.000 der „Multiservizi“: „Eine halbe Million Menschen streikten am 13. November in Italien. Frauen und Männer der 'Multiservizi', die in Reinigungs- und Hausdiensten tätig sind, in Spitälern, Verwaltungen, Bildungs- und Kulturstätten. Die meisten sind im Stundenlohn angestellt und verdienen gerade mal sieben Euro. Seit sieben Jahren sind ihre Löhne und Zulagen eingefroren. Denn die Arbeitgeber weigern sich, den Gesamtarbeitsvertrag zu erneuern, der für 600.000 Arbeitende gilt. Mit Corona ist die Arbeit in diesen Berufen noch härter geworden... .“²
Am 25. November fand ein landesweiter Streik in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Nahverkehrs, der Taxis, sowie der Fluglotsen statt.
Ende November: Ärzte drohen mit landesweiten Streiks - die Situation ist unerträglich geworden.
Auch wenn es bis heute schwierig ist, exakte Zahlen über die Gesamtanzahl der Streikenden, die verschiedensten Forderungen und anderes zu erhalten, kann man einige wichtige Schlüsse ziehen:
- Es ist offensichtlich, dass eine regelrechte Desinformation über diese Massenkämpfe in unseren Medien stattfindet. Offenbar soll das keine Schule machen. Gerade jetzt wo große Konzernbelegschaften wie bei Daimler, Opel, VW sich auf Arbeitskämpfe vorbereiten.
- Es zeigt der europäischen Arbeiterschaft anschaulich, dass massenhaft auch in der Weltwirtschafts- und Corona-Krise offensiv gekämpft werden kann und muss.
- Es widerlegt lebendig das von den Postmodernisten „totgesagte“ Industrieproletariat
- Die Bedeutung des gemeinsamen Kampfs gegen die Folgen der Pandemie, der Weltwirtschafts- Finanz- und Strukturkrisen, für Neueinstellungen, für Gesundheitsschutz, Arbeitszeitverkürzung, höhere Löhne, mehr Ausbildung wächst und muss branchenübergreifend koordiniert werden.
- In Italien hat sich die Tendenz hin zu einer gesamtgesellschaftlichen Krise beschleunigt. Die wachsende Suche nach gesellschaftlicher Alternative mit einer sozialistischen Perspektive will beantwortet werden.