Lesbos
Selbstorganisation geht an die Öffentlichkeit
"Rote Fahne News" dokumentiert den aktuellen Bericht aus dem Lager Kara Tepe, wo Geflüchtete gemeinsam mit der griechischen Bevölkerung in Selbstorganisation das alltägliche Leben meistern. Solidarität und gegenseitige Hilfe statt Spaltung! Der Solidaritätspakt mit Solidarität International lebt!
Den ersten Teil des Berichts vom 4. Dezember können Sie hier lesen.
Die Selbstorganisationen sind mit diesem Aufruf an die Öffentlichkeit gegangen:
„Wir haben gerade erfahren, dass einige NGOs (= Nichtregierungsorganisationen) noch kurzfristig Freiwillige hierherschicken und planen, dies weiterhin zu tun. Bitte lassen Sie es sein!
Lesbos befindet sich in einer sehr schlechten Situation. Wir hoffen, dass es jetzt jeder versteht: BITTE liebe Freunde! Alle, die als Freiwillige auf der Insel helfen wollen, bleibt in euren Ländern. Es ist nicht der richtige Moment, um nach Lesvos zu kommen. Erst gestern hatten wir 70 neue Covid-Fälle auf Lesvos.
Es gibt nur ein Krankenhaus für die gesamte Insel.
Es reicht nicht aus, nur einen Test zu machen, um sicher zu sein. Wir können unsere Arbeit mithilfe von Camp-Bewohnern machen. Sie leben hier und helfen ihren eigenen Leuten so gerne. Und am Ende wissen sie besser als wir alle, wie es geht und was gebraucht wird. In der griechscihen Bevölkerung von Lesvos sind viele alte Menschen. Sie könnten auch aus anderen Gründen ein Bett im Krankenhaus benötigen, aber vielleicht auch wegen Covid. Ich wurde gebeten, dies zu verbreiten.
Im Gespräch sagen sie: Wir sind dankbar für jede Hilfe. Aber die NGOs zerstören mit ihrer Art die ständig wachsende Selbstorganisation. Wir können selber Decken verteilen, wir wissen, was zu tun ist gegen Corona. Wir haben selber Elektriker. Sie haben die Installation von Stromleitungen begonnen. Unsere Anlagen, die wir selber gebaut haben, sind besser und stabiler als die in der Stadt und in den Wohnungen unserer griechischen Freunde auf der Insel. Das ist Ergebnis einer guten Zusammenarbeit zwischen Elektrikern im Lager und Flüchtlings-Freiwilligenelektrikern. Wir freuen uns, dass wir mit qualifizierter Arbeit beitragen konnten und zeigen: Wir schaffen das!
Decken, Kinderkleidung, Schuhe, Schwimmwesten, Plastik- und Holzboote - was von einer Flucht übers Mittelmeer übrig bleibt, wird gesammelt und recycelt. Bisher sind 25 Tonnen Kleidung und drei Tonnen Rettungswesten gesammelt worden.
Die Selbstorganisationen sind keine Befehlsempfänger. Sie nehmen an allen wichtigen Besprechungen teil und ihre Vorschläge kommen von den Menschen, die im Lager leben. Das wird mit der Methode der NGOs zerstört."