200 Jahre Engels
Friedrich Engels: Wegweiser aus der Bauernnot!
In den letzten Wochen häufen sich Bauernproteste gegen die existenzgefährdende Regierungspolitik und das Preisdumping durch Lebensmittelkonzerne wie Lidl, Aldi und Co sowie Großmolkereien. Die Folgen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, der Corona-Krise und Auswirkungen des beschleunigten Übergangs in eine globale Umweltkatastrophe werden vor allem auch auf den Rücken der Klein- und Mittelbauern abgeladen.
Es ist nur zu begrüßen, dass vor kurzem wieder Bauern gegen die Verursacher der existenzgefährdenden Preispolitik protestierten. Laut NDR blockierten u. a. in Cloppenburg Bauern mit 120 Traktoren die Lidl-Zentrale; in Kiel blockierten sie mit 70 Traktoren die Zufahrt zum Logistikzentrum von REWE; auch in Rostock kam es in der Nacht zu Dienstag zu einer Blockadeaktion vor dem Lidl-Logistikzentrum.
Die Proteste zeigen erste Wirkung: Lidl erklärte schon gnädig, zu Gesprächen bereit zu sein; verkündetet zugleich aber allen Ernstes: „Lidl sehe sich als starken Partner der Landwirtschaft“. Partner? Starke Milliardenprofite für diese Konzerne, die mit ihrem Preisdumping Familienbetrieben der Klein- und Mittelbauern die Existenzgrundlage rauben. Die Forderung der Agrarplattform des Internationalistischen Bündnissen ist genau passend und geht zu Lasten der Konzerne: „Erzeugerpreise rauf – Verbraucherpreise runter!“
Für die Klein- und Mittelbauern kann es – wenn sie Bauern bleiben wollen - letztlich nur einen Ausweg geben, den Kampf an der Seite der Arbeiterklasse. Dazu müssen beide Seiten dazulernen, um diese Bauern zu überzeugen, aber auch, um ihnen zu helfen, antikommunistische Vorbehalte zu überwinden. Diese gehen auch mit zurück auf die Anfänge der DDR. So wurden bei der Kollektivierung der Landwirtschaft z. T. auch sektiererische Fehler gemacht, aus Unerfahrenheit oder auch aus kleinbürgerlichen Motiven von Funktionären, die persönliche Erfolge vorweisen wollten oder versuchten, den Übergang zum Aufbau des Sozialismus in den 1950er-Jahren künstlich zu beschleunigen. Noch heute trifft man auf die Meinung von Kleinbauern: „Sozialismus schön und gut, aber dann holen dir die Kommunisten die letzte Kuh aus dem Stall.“
Eine derartige Politik stand in völligem Gegensatz zur Haltung von Friedrich Engels. Er und Marx betonten immer wieder die Unzulänglichkeit jedweder Gewalt – und Zwangsmaßnahmen im Aufbau des Sozialismus gegenüber den Kleinbauern und forderten die Beachtung der Besonderheiten der sozialen Zusammensetzung, der Gewohnheiten und Traditionen der Landbevölkerung.
In seiner Schrift: „Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland“ schrieb Friedrich Engels u. a.: „Was ist unsere Stellung zur Kleinbauernschaft? Und wie werden wir mit ihr verfahren müssen am Tag, wo uns die Staatsmacht zufällt?
Erstens: ...ist unbedingt richtig, dass wir den unvermeidlichen Untergang des Kleinbauern voraussehn, aber keineswegs berufen sind, ihn durch Eingriffe unsrerseits zu beschleunigen.
Und zweitens ist es ebenso handgreiflich, dass, wenn wir im Besitz der Staatsmacht sind, wir nicht daran denken können, die Kleinbauern gewaltsam zu expropriieren (einerlei ob mit oder ohne Entschädigung), wie wir dies mit den Großgrundbesitzern zu tun genötigt sind. Unsre Aufgabe gegenüber dem Kleinbauer besteht zunächst darin, seinen Privatbetrieb und Privatbesitz in einen genossenschaftlichen überzuleiten, nicht mit Gewalt, sondern durch Beispiel und Darbietung gesellschaftlicher Hilfe zu diesem Zweck. Und da haben wir allerdings Mittel genug, um dem Kleinbauer Vorteile in Aussicht zu stellen, die ihm schon jetzt einleuchten müssen“ (Marx/Engels ausgewählte Werke (Brücken Verlag Düsseldorf), Seite 651 Friedrich Engels "Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland")
Auf diesem Wege nochmals herzlichen Glückwunsch und vielen Dank zu dem sehr gut gemachten und überzeugenden Film der MLPD zu Friedrich Engels anlässlich seines 200. Geburtstags.
Die Schrift "Zur Bauenrfrage" von Friedrich Engels ist hier bei People to People erhältlich!