Fahnenhiss-Aktion an der Horster Mitte
Welchen gesellschaftlichen Hintergrund hat Gewalt an Frauen?
Gut besucht, und natürlich unter Corona-Schutzmaßnahmen, zeigte sich der Platz vor der Horster Mitte in Gelsenkirchen, wo heute, am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, auch dieses Jahr feierlich die Fahne von Terre des Femmes an der Außenwand des Gebäudes aufgezogen wurde. Nach dem Lied „Brot und Rosen“, das die Versammlung feierlich einläutete, sprach Peter Weispfenning vom Zentralkomitee der MLPD.
Auf die Frage, warum an diesem Tag ein Mann spricht, antwortete er dreifach. Als erstes ging er darauf ein, dass er es ablehnt, dass Gewalt an Frauen nur von Frauen bekämpft werden sollte. Das müsse ein selbstverständliches Anliegen für alle Frauen, aber auch für alle fortschrittlichen und revolutionären Männer sein, die sich hier teils auch mehr engagieren müssten
Als zweites kritisierte er die These, "der Mann" sei der Gegner im Kampf gegen Gewalt an Frauen. Er kritisierte die wachsende Gewalt an Frauen. Hier gilt Null-Toleranz, es muss auch eine harte Bestrafung der in aller Regel männlichen Täter gefordert werden. Er stellte aber auch die Frage, welchen gesellschaftlichen Hintergrund die über 110.000 offiziell in Deutschland registrierten Fälle von Gewalt an Frauen haben. Hier muss man das gesellschaftliche Klima der Rechtsentwicklung der Gesellschaft ins Visier nehmen. In Polen z. B. nimmt die Frauenbewegung im Kampf dagegen einen Aufschwung und mittlerweile kämpfen Frauen und Männer gegen die reaktionäre PIS-Regierung
Weiter berichtete er von einer Bergarbeiterfrau aus Belarus, die gestern aus dem Gefängnis der faschistoiden Diktatur freigelassen wurde, aber in nächster Zeit wieder eingesperrt wird, wenn sie nicht die Kaution in Höhe von 1100 Euro bezahlt. „Auch das ist Gewalt an Frauen, die im Kapitalismus systemimmanent ist", so Peter Weispfenning. Während die Bundesregierung 9 Milliarden Euro in die Lufthansa pumpte, damit die Profite nicht geschmälert werden, werden jetzt für Gewaltprävention an Frauen sage und schreibe 120 Millionen in vier Jahren eingesetzt. Das sind unglaubliche drei Euro pro Frau. Er kritisierte die Heuchelei der Frauenpolitik der Bundesregierung.
Drittens waren Sozialistinnen und Sozialisten Vorkämpferinnen und Vorkämpfer im Kampf um die Befreiung der Frau. Er erinnerte an die bahnbrechenden Signale im Kampf für die Befreiung der Frau bereits vor 150 Jahren in der Pariser Commune, der ersten Diktatur des Proletariats.
Danach gingen Friederike Salomone und Ulja Serway vom Frauenverband Courage unter anderem auf die Frage der Verharmlosung von Gewalt an Frauen ein. So wird Gewalt an Frauen nach wie vor sehr häufig als „Familiendrama“ heruntergespielt, anstatt als das, was sie ist: Brutale körperliche und auch seelische Gewalt bis hin zum Mord. So berichteten sie vom mutigen Kampf von Seda aus Gelsenkirchen, die sich gegen ihren Stalker, der sie töten wollte, zur Wehr setzte, seinen mörderischen Angriff überlebte und dafür sorgte, dass der Täter jetzt vom Gericht verurteilt wurde. „Keine darf alleine stehen. Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“, das war nicht nur das Motto der beiden Vortragenden, sondern aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser feierlichen Flaggenhiss-Aktion mit ca. 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.