Türkei

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„Samstagsmutter“ stirbt mit 98 Jahren in Istanbul

Im Namen der kämpferischen Weltfrauenbewegung spreche ich, Susanne Bader, Europakoordinatorin der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen den Samstagsmüttern zum Tod von Zeycan Yedigöl mein Beileid aus. Der Kampf für Frieden und Freiheit, für den sich Zeycan Yedigöl ein Leben lang eingesetzt hat, lebt in unseren Bewegungen weiter.

Von Susanne Bader
„Samstagsmutter“ stirbt mit 98 Jahren in Istanbul
Zeycan Yedigöl (foto: ANF)

Wie ANF mitteilte, ist die Friedensaktivistin Zeycan Yedigöl in Istanbul im Alter von 98 Jahren verstorben. Zeycan Yedigöl war ein Vierteljahrhundert lang Aktivistin der „Samstagsmütter“, eine Bewegung in der Türkei, die sich seit 1995 Samstag für Samstag vor dem Galatasaray-Gymnasium in Istanbul versammelt und Rechenschaft für ihre „verschwundenen“ Angehörigen fordert. Der Protest der „Samstagsmütter“ hat eine Entsprechung in der Bewegung der argentinischen „Madres de la Plaza de Mayo”. Seit den 1980er-Jahren gelten in der Türkei Tausende Menschen, größtenteils Kurdinnen und Kurden, als „verschwunden”.

 

Nach dem Militärputsch vom September 1980 begannen Verhaftungen, Verschleppungen, Folter und Ermordungen von Systemkritikern und Sozialisten - meist durch den Geheimdienst. Schätzungen gehen von über 17.000 Menschen aus. Die Samstagsmütter fordern Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan auf, das Unrecht gegenüber den „Samstagsmüttern“ zu beenden und ihnen Gewissheit über das Schicksal ihrer Familienangehörigen zu verschaffen. Sie sind dabei immer wieder staatlicher Gewalt und Repressalien ausgesetzt – aber sie weichen nicht.

 

Zum Tod von Zeycan Yedigöl erklären die „Samstagsmütter“: „Ruhe sanft, Mutter Zeycan, Dein Beharren bei der Suche nach Nurettin und nach Gerechtigkeit ist unser Auftrag. Du hast nicht vergessen und wir werden nicht vergessen. Du hast nicht vergeben und wir werden nicht vergeben. Du hast nicht aufgegeben und wir werden nicht aufgeben.“