Studientipp im Engels-Jahr
Friedrich Engels: "Von der Autorität"
Zu den zentralen weltanschaulichen Auseinandersetzungen in der 1864 gegründeten Ersten Internationalen, der IAA, gehörte der Kampf von Karl Marx und Friedrich Engels gegen anarchistische Strömungen. Sie fochten insbesondere gegen den Anarchisten Michael Bakunin, der jegliche zentrale Strukturen ablehnte und die Spaltung der Internationale betrieb.
Auf dem Haager Kongress der Internationale, der 1872 stattfand, wurden Bakunin und einige Anhänger weltanschaulich geschlagen und ausgeschlossen. Aber damit waren anarchistische Einflüsse nicht einfach verschwunden. Sie wirkten noch stark in der italienischen Arbeiterbewegung. Deshalb baten Mitglieder der dort tätigen Internationale Engels um Artikel zu einer populären Kritik am Anarchismus.
Friedrich Engels kurze Schrift „Von der Autorität“ wurde 1873 in einer italienischen revolutionären Zeitschrift veröffentlicht. Mit bestechender Logik geht Engels den illusionären und individualistischen Wünschen gegen jegliche Autorität und nach absoluter persönlicher Autonomie nach. Er weist nach, dass ihre Wurzeln in der bäuerlichen oder handwerklichen Kleinproduktion liegen und zeigt an lebendigen Beispielen, wie unvereinbar solche Wünsche mit der modernen Produktion und Industrialisierung sind. Glasklar erklärt er, dass die Revolution wohl das „autoritärste Ding“ ist und dass die Diktatur des Proletariats erst die Voraussetzungen schafft, jeglichen Staat schrittweise abschaffen zu können.
Die Methode von Engels, mit der er den Dingen weltanschaulich auf den Grund geht, ist auch für die heutige Auseinandersetzung mit anarchistischen oder antiautoritären Vorstellungen beispielhaft.
Die Schrift ist sowohl im Band 18 der Marx/Engels Werke erschienen, der antiquarisch erstanden werden kann, als auch in Marx/Engels, Ausgewählte Schriften in zwei Bänden, in Band 1 auf Seite 599. Außerdem findet er sich leicht im Internet. Einfach nach Autor und Titel googlen.