Wuppertal
Wie Uwe Schneidewind Friedrich Engels zu verfälschen versucht
Im Jubiläums-Jahr für Friedrich Engels versuchen zahlreiche bürgerliche Politiker und angebliche Wissenschaftler, Engels zu verbiegen.
Aktuelle Bekanntheit unter ihnen hat der Wirtschafts-Professor Dr. Uwe Schneidewind bekommen. Als Mitglied der Grünen wurde er als gemeinsamer Kandidat von CDU und Grünen am 27. September zum Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal gewählt. Er ist ein Vorzeigemann für die angebliche Vereinbarkeit von kapitalistischer Ökonomie und Ökologie. Das prägte auch seinen beruflichen Werdegang: Seine ersten beruflichen Meriten verdient er sich bei der Unternehmensberatung Roland Berger. Später war er zehn Jahre bis April 2020 Präsident des „Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie“ - mit einen Lehrstuhl für „Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit“.
"Die große Transformation"
Er behauptet, den Stein der Weisen für einen Umbau der kapitalistischen Gesellschaft zu einer sozial und ökologisch gerechten Welt – und damit auch gegen die Entwicklung zur globalen Umweltkatastrophe gefunden zu haben: „Die große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels“¹ nennt er sein Rettungskonzept. In seinen im Einzelnen teilweise durchaus interessanten „Transformations“-Ideen, die viele gesellschaftliche Aspekte auch in verschiedenen Wechselwirkungen umfassen, verwischt und verharmlost er in typisch idealistischer Manier aber den entscheidenden objektiven Faktor: die ökonomischen Profit- und Machtgesetze des imperialistischen Weltsystems. Wer aber die wichtigste Bedingung in einem Prozess negiert, der kann niemals wissenschaftlich sein.
Für die Rettung des Kapitalismus
Die Grünen, für die er ja steht, sind selbst seit Jahren eine Monopolpartei. Sie sind nicht auf der Seite des Kampfs gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur, sondern auf der Seite der Zerstörer. Das führen u. a. der "Kohleausstieg" aktuell und der "Atomausstieg" schon seit Jahren deutlich vor Augen. Entsprechend spricht sich Dr. Schneidewind dann natürlich nicht für die revolutionäre Überwindung, sondern für die Rettung des Kapitalismus aus.
„Für uns ist wichtig, dass wir die Diskussion zur Zukunft des Kapitalismus offensiver führen, weil jedem klar wird, dass dieses System in der jetzigen Form oft nicht mehr funktioniert.“² Natürlich: Auch er kann die heutigen Krisen des Kapitalismus nicht einfach leugnen. Aber er leugnet die Gesetzmäßigkeit der Krisenhaftigkeit von Kapitalismus und Imperialismus, um "offensiver" für eine Zukunft des Kapitalismus einzutreten. Die angebliche „Transformation reloaded“ Schneidewinds entpuppt sich also als „Kapitalismus reloaded“.
Lassen wir Engels selbst zu Wort kommen!
Mit diesen reformistischen Konzepten, um den Kapitalismus reinzuwaschen, tritt er im Rahmen des Engels-Jubiläumsjahrs gleich mehrfach auf – angeblich, um Engels für heute "neu zu denken". Lassen wir Engels selbst zu Wort kommen: "Der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer Aneignung tritt an den Tag als Gegensatz von Proletariat und Bourgeoisie.³ Klarer kann man das Produktionsgesetz und die Scheidung in zwei Klassen, die dem Kapitalismus als Naturgesetz innewohnen, nicht beschreiben. Das zeigt: Der Kapitalismus ist nicht reformierbar. Da gibt es nichts "neu zu denken", Herr Schneidewind. Engels ist in seiner messerscharfen Analyse brandaktuell.
Nichtsdestotrotz schenkte das Wuppertal-Institut seinem Ex-Chef im April 2020 zwei Skulpturen mit dem Titel „ENGELS 2020 Skulptur – Transformation“ zum Abschied. Ein peinlicher Versuch, Schneidewind als Nachfolger von Engels zu inszenieren.
Vollständige Umwälzung unserer bisherigen Produktionsweise
Friedrich Engels antwortete auf die Methode bloßer Einzelerkenntnisse in der Umweltfrage lapidar: „Um diese Regelungen durchzuführen, dazu gehört mehr als bloße Erkenntnis. Dazu gehört eine vollständige Umwälzung unserer bisherigen Produktionsweise und mit ihr unserer jetzigen gesamten gesellschaftlichen Ordnung.“⁴ Erst diese ganzheitliche Sicht ist wahrhaft wissenschaftlich. Und diese Grunderkenntnis ist heute wichtiger und richtiger denn je.