Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Für höhere Entgelte – Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!

In der anstehenden Tarifrunde der Metall- und Elektrindustruie brauchen die Kolleginnen und Kollegen eine deutliche Erhöhung der Reallöhne! Das sollte verbunden werden mit dem Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Im August hat der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann den Vorschlag zur Einführung einer Vier-Tage-Woche mit Teillohnausgleich gemacht. Das hat nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch viele Kolleginnen und Kollegen überrascht. Die MLPD hat diese Kehrtwendung des IG-Metall-Vorstandes bezogen auf die zentrale Bedeutung der Arbeitszeitfrage begrüßt. Noch auf dem letzten Gewerkschaftstag wurden Anträge zur 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich mit Argumenten wie „nicht zeitgemäß“ u. ä. mehrheitlich abgelehnt.

Von gp
Für höhere Entgelte – Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
(grafik: MLPD)

Ja, manche verbohrten Vertreter der IG-Metall-Führung lehnten diese Arbeiterforderung aus antikommunistischen Motiven allein deshalb ab, weil sie von der MLPD vertreten wurde. Das zeigt, wie wichtig die Unterstützung der Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“ gerade in den Betrieben und der Gewerkschaft ist.

 

Die MLPD tritt seit 1995 für die 30-Stunden-Woche ein, allerdings bei vollem Lohnausgleich. Es ist ihrer systematischen Kleinarbeit und der vieler kämpferischer Kolleginnen und Kollegen, aber auch fortschrittlichen Kräften in der Gesellschaft zu verdanken, dass jetzt diese Forderung immer mehr Unterstützung bekommt. Das geschieht vor dem Hintergrund der Vertiefung der Weltwirtschafts- und Finanzkrise in Wechselwirkung mit der weltweiten Corona-Pandemie. Es geschieht aber auch vor dem Hintergrund der internationalen Strukturkrise als Folge der Internationalisierung der Produktion und der beiden Strukturkrisen als Folge der Einführung neuer Antriebstechnologien und der Digitalisierung. Die damit verbundene massenhafte Arbeitsplatzvernichtung durch die Kapitalisten setzt den Kampf um eine Verkürzung der Arbeitszeit auf die Tagesordnung. Ein Vertrauensmann bei Opel berichtet: „Ich war überrascht, wie aufgeschlossen meine Kolleginnen und Kollegen gegenüber der Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich waren. Das war früher anders. Ich habe dabei die Buttons und Aufkleber der Arbeiterplattform im Internationalistischen Bündnis eingesetzt. Zwei junge Kollegen tragen ganz stolz den Button an ihrem Arbeitsanzug.“¹

 

Während in den 1980er-Jahre die Monopole in der Arbeitszeitverkürzung ein „Teufelswerk“ sahen, haben sie gelernt, neben der Tendenz der Verlängerung der Arbeitszeit auch teilweise die Arbeitszeitverkürzung als Mittel einzusetzen, um die Klassenwidersprüche zu dämpfen. Für sie ist die Arbeitszeitverkürzung aber immer verbunden mit einer weiteren Flexibilisierung der Arbeit und mit einem gleichzeitigen Absenken der Löhne. Nochmals der Vertrauensmann von Opel: „Ich höre auch oft die Meinung: 'Die Forderung find' ich ja gut, aber wer soll das bezahlen?'“

 

Die Arbeitsplatzvernichtung im Kapitalismus ist eine Folge der Verschärfung der Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter. 2000 betrug der Lohnanteil am Umsatz in der Autoindustrie 14,6 Prozent. 2016² waren es nur noch 12 Prozent. Diesen Produktivitätsfortschritt haben sich die Monopole durch die Vernichtung von Arbeitsplätzen vollständig angeeignet. Die Verkürzung auf die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich würde rein rechnerisch den Lohnanteil am Umsatz auf 13,4 Prozent erhöhen, das ist gerade mal die Hälfte des in sechzehn Jahren erzielten Produktivitätsfortschritts.

 

Außerdem stellt es die Wirklichkeit auf den Kopf, wenn die bürgerlichen Ökonomen und Politiker die Arbeiterinnen und Arbeiter als „Kostenfaktoren“ diffamieren. Schon Karl Marx hat nachgewiesen, dass die Arbeiter kein Kostenfaktor sind, sondern durch ihre Arbeitskraft nicht nur die Werte schaffen, die ihrem Lohn entsprechen, sondern darüber hinaus ein vielfaches an „Mehrwert“, den die Kapitalisten sich unentgeltlich aneignen.

 

Die 30-Studen-Woche bei vollem Lohnausgleich richtet sich gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Arbeiterinnen, Arbeiter und ihre Familien. Und sie ist im Interesse der Arbeiterjugend und schließt die Erwerbstätigen mit den Erwerbslosen zusammen. Sie ist eine offensive Forderung, geeignet, die Kämpfe in einzelnen Betrieben und Konzerne zu einem gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse zusammenzuführen – auch international.

 

Der Kampf um die Forderung wirft auch die Frage auf, wem der gesellschaftliche Reichtum und Fortschritt zugute kommt: der Arbeiterklasse oder den Kapitalisten!

 

Die MLPD unterstützt deshalb den selbständigen Kampf um Konzernvereinbarungen über die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und setzt sich für ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht ein!

 

In der Metall- und Elektroindustrie schlägt sie vor, die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in der anstehenden Tarifrunde aufzustellen. Der Rahmentarifvertrag, in dem die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit geregelt ist, ist in NRW z. B. seit dem 31. März 2020 zum Kalendervierteljahr kündbar.³ Gleichzeitig ist der zum 31. März ausgelaufene Entgelttarifvertrag ohne Lohnerhöhung bis zum 31. Dezember 2020 verlängert worden und kann gekündigt werden. In Baden-Württemberg hat am 24. September die Große Tarifkommission der IG Metall die Tarifrunde 2020/21 eingeläutet. Sie will am 17. November über die Kündigung von Tarifverträgen und Forderungen beschließen. Die Terminierung ist in den anderen Bezirken ähnlich.

 

Deshalb sind jetzt alle Kolleginnen und Kollegen aufgefordert, über die Forderungen zur Tarifrunde zu diskutieren und sich mit Briefen, Resolutionen usw. zu positionieren: Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, für höhere Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütung!

 

Die IG Metall hat am 21. September eine Online-Befragung gestartet, die bis 31. Oktober dauern soll. Dabei sollen drei Fragen beantwortet werden:

  1. Wie ist es Dir in den letzten Monaten ergangen?
  2. Wie sieht es in Deinem Betrieb, an Deinem Arbeitsplatz aus?
  3. Was ist jetzt notwendig, betrieblich, tariflich, politisch?

 

Dazu gibt es in den Betrieben Flugblätter mit Infos zu den Zugangsdaten. Diese Online-Befragung sollte intensiv genutzt werden, sie kann aber nicht die Diskussion und Auseinandersetzung mit den Kolleginnen und Kollegen ersetzen.

 

In der Broschüre der MLPD: „Kapitalismus ist Krise – Wir sind der Fortschritt“ heißt es: „Dass es diesen technischen Fortschritt gibt, ist eigentlich gut. Doch im Kapitalismus wird dieser Fortschritt immer mehr und immer wieder in eine Destruktivkraft verwandelt – gegen die Arbeiterklasse und die Umwelt. Er dient allein der Steigerung der Maximalprofite der internationalen Monopole. Digitalisierung und E-Mobilität gehen deshalb einher mit einer massenhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen. ... So wird der Kapitalismus immer mehr zu dem Hindernis für den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft. Wenn der Kapitalismus die Zukunft der Menschheit infrage stellt, muss die Menschheit dem Kapitalismus ein Ende setzen!“⁴

 

Der Kampf um eine Arbeitszeitverkürzung, um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich lebt diesen Geist.