Literaturempfehlung

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Lesenswertes Buch zur Krise der Deutschen Bahn

Der Autor Arno Luik (unter anderem ehemaliger Chefredakteur der taz) legt auf knapp 300 Seiten dar, wie Kapital und Regierung die Deutsche Bahn zum Nutzen der Auto- und Luftfahrtkonzerne geplant ins Desaster treiben.

Korrespondenz aus Hamburg

Detailreich und mit Einlassungen vieler Bahn-Experten wird die dramatische Entwicklung, teils sogar launig, dargestellt. Der 70-jährige Verkehrsexperte Karl-Heinz Rößler sagt Luik im Gespräch: „Ist das justiziabel, wenn ich das sage? … Die Bahn ist eine regierungskriminelle Vereinigung zur Veruntreuung von Steuergeldern.“ Ex-DB-Vorstand Hartmut Mehdorn (Luftfahrtindustrie) und der heutige Bahnvizechef und Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (Autoindustrie) kriegen als Strippenzieher ihr Fett weg.


Seit 1998 wurde die Anzahl der Züge im Fernverkehr um 20 Prozent verringert und wurden über 100 Städte vom Fernverkehrsnetz abgehängt. Tausende Kilometer Streckennetz und zehntausende Weichen (und damit auch Ausweich- und Überholstellen) wurden stillgelegt. Auf der anderen Seite milliardenschwere Projekte wie "Stuttgart 21", die hauptsächlich profitbringend für Bau- und Immobilienkonzerne sind.

 

Eine lesenswerte Zusammenfassung zum Thema Deutsche Bahn, die Jean Ziegler mit folgenden Worten lobt: „Ein faszinierender Wirtschaftskrimi von höchster Brisanz.“ Dass das Buch den Nerv der Zeit trifft, zeigt sein Erfolg als Bestseller.


Das Schlusskapitel „Wer eine ökologische Verkehrspolitik will, darf zum Kapitalismus nicht schweigen“ wird einem marxistischen Anspruch freilich nicht gerecht. Trotzdem ein unentbehrliches und faktenreiches Buch zum Thema Verkehrswende.

 

Arno Luik, „Schaden in der Oberleitung - Das geplante Desaster der Deutschen Bahn“, Verlag Westend, 20 Euro, ISBN 978-3-86489-267-7