Groß-Gerau
Ein Lenin-Denkmal, das keines ist
Wir veröffentlichen dazu einen interessanten Beitrag von Lenin-Denkmal-Forscher Carlos Gomes, der auch bei der feierlichen Enthüllung der Lenin-Statue am 20. Juni in Gelsenkirchen gesprochen hat:
Eine der überraschendsten Chroniken von Lenindenkmälern in Deutschland ist die des Statuen-Ensembles „Hessendrescher“ in Groß-Gerau. Dieses Werk des Künstlers Mario Derra steht seit 2007 vor dem historischen Rathaus der hessischen Kleinstadt und zeigt fünf Figuren aus der vorindustriellen Zeit: Drei Bauern, die Getreide dreschen, und etwas abseits eine Frau mit einem Kind.
Bei einem der Drescher sind klar die Gesichtszüge Lenins zu erkennen: Der Anführer der Oktoberrevolution hält den Dreschflegel in die Höhe und wirkt trotz der harten Arbeit entspannt. Vermutlich ahnt er schon, dass bald Schluss mit der Unterdrückung der Landarbeiter sein wird.
Wie dieser als Bauer getarnter Lenin an die Ecke der Frankfurter Str./Mainzer Str. kam, ist eine außergewöhnliche Geschichte: Die Stadt Groß-Gerau wollte an ihre bäuerliche Vergangenheit erinnern und ein Denkmal mit einer Darstellung der alltäglichen Landarbeit errichten. Derra entwarf die Konstellation mit den drei Dreschern als zentrale Figuren.
Als das bronzene Kunstwerk in Polen gegossen wurde, soll es dann passiert sein. Vermutlich um Kosten zu sparen, formte die Gießerei eine alte Leninbüste bei einem der Bauern um. Er wurde zwar mit einem kleinen Bart, einer etwas höheren Stirn und einem dickeren Bauch versehen, blieb jedoch unverkennbar: Lenin, der Gründer des ersten Bauern- und Arbeiterstaats der Welt, der UdSSR, als fleißiger Landarbeiter – welch eine historische Ironie!
Aber nicht alle freuten sich über die überraschende Erscheinung des kommunistischen Revolutionärs: Nach der Einweihung des Denkmals war die Empörung des Künstlers über die historische Ungenauigkeit der Darstellung und über den Lenin-Drescher groß. Auch einige Politiker übten scharfe Kritik und die Stadt erwog sogar die Entfernung des gesamten Ensembles ...
Vollständiger Artikel auf der Webseite www.leninisstillaround.com