Nordseeküste

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Revolution im Watt

Wer den Urlaub an der Nordsee verbringt, sollte die Gelegenheit zu einer geführten Wattwanderung nicht verpassen.

Von jw
Revolution im Watt
Das Watt vor Dangast mit Blick auf Wilhelmshaven (foto: Corradox (CC BY-SA 4.0))

Im Internet oder der Tageszeitung findet man solche Touren entlang der ganzen Küste. Das Watt ist Nationalpark. Seit 2009 ist es auch Unesco-Weltnaturerbe. „Das ist praktisch der Nobelpreis für ein Naturgebiet“, wie unser Wattführer in Dangast stolz versichert.

 

In der rund zweistündigen Tour bewegen wir uns zwar nur knapp einen Kilometer durch das Schlickwatt, aber die haben es in sich. Fachkundig führt uns der geprüfte Wattführer von den kleinen Sandkörnern des Watt bis zu Sonne und Mond, die für die Gezeiten Ebbe und Flut verantwortlich sind. Wie die Wechselwirkung zwischen belebter und unbelebter Materie dieses einzigartige Naturgebiet geschaffen hat – von wegen „nur Sand“. Und dass die trübe Nordsee nicht etwa dreckig ist, sondern nur eine hohe Tragfähigkeit besitzt. Sie führt immer Bodenteilchen mit sich. Das nimmt wiederum auf den Gesamtprozess Einfluss. Die tatsächlich bedrohliche Vergiftung durch die Ausschwemmung überdüngter Böden und aus der Ölförderung wiederum sieht man nicht. Viele weitere dialektische Beziehungen werden im Laufe der Wanderung deutlich.

 

In Sachen drohender Umweltkatastrophe nimmt unser Führer kein Blatt vor den Mund. Er gehört zu den Science for Future und die Tour endet von seiner Seite mit einer Mobilisierung für die Fridays for Future Umweltbewegung. Weil er nur über die Klimaveränderung als Gefahr spricht, haken wir nach: Sind nicht das Absterben der Meere und der Artenvielfalt weitere Faktoren? Wir diskutieren über die in dem Buch „Katastrophenalarm!“ dargelegte Wechselwirkung und gegenseitige Verstärkung der unterschiedlichen Faktoren. Daraufhin fordert unser Watt-Spezialist eine umfassende Veränderung der ganzen Produktion und Lebensweise. Auf die Frage, ob er sich eine solche Veränderung im Kapitalismus vorstellen könne, antwortet er ohne langes Zögern: „Wir brauchen eine Revolution, in allen Bereichen – und zwar weltweit.“ Nachdem er uns diesen Schluss vorweggenommen hatte, fragen wir ihn, ob er denn Kommunist sei? Ob der Kommunismus die Lösung sei, sei er nicht sicher, aber so könne es nicht weiter gehen.  Die Zeit ist knapp. Ein Kontakt jedenfalls, der gepflegt sein will.