Schulöffnung

Schulöffnung

Machen Sommerferien das Coronavirus ungefährlich?

Um die Frage der Schulöffnungen ist eine heftige Auseinandersetzung zwischen Bundesregierung und Landesregierungen auf der einen und Eltern und Kindern auf der anderen Seite entbrannt. Bundesbildungsministeriun Anja Karliczek hat schon mal alle Verantwortung von sich und zu den Landesregierungen hingeschoben.

Von nek
Machen Sommerferien das Coronavirus ungefährlich?
Schulkinder (Foto: David Tadevosian, shutterstock_1698883147)

Bundesbildungsministeriun Anja Karliczek hat schon mal alle Verantwortung von sich und zu den Landesregierungen hingeschoben. Sie tut, als ob sie nie von der Studie von Prof. Dr. Christian Drosten gehört hätte, nach der die Ansteckungs- und Verbreitungsgefahr bei Kindern genauso ernst genommen werden muss wie bei Erwachsenen. Da wird kein Wort verloren über die unwissenschaftlichen Methoden der Gegenstudien und Gegenstellungnahmen. Mittlerweile gibt es praktisch zu jeder These hinsichtlich Anteckungsgefahr und zweiter Welle eine Gegenthese. Je nachdem, was das bürgerliche Krisenmanagement vorhat.

 

Begonnen hat damit die baden-württembergische Landesregierung mit ihrem Auftrag an die Heidelberger Uniklinik, nach der die Gefahr von und bei Kindern anscheinend viel geringer sei, ohne dass die Studie der Charité widerlegt wird. Vor kurzem kam eine sächsische Studie, die behauptet, Schulöffnungen hätten bisher keine Infektionswellen ausgelöst - kein Wunder, in Sachsen hat es bisher auch nur stark eingeschränkten Unterricht gegeben.¹

 

Und nun wollen praktisch alle Bundesländer nach den Sommerferien zwischen Anfang August und Mitte September die Schulen wieder öffnen, häufig ohne Abstandsgebot und mit eingeschränkter Maskenpflicht. Auf die Frage, warum man das Abstandsgebot aufhebe, antwortet die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann, (CDU): „Weil man, wenn die Schüler eine Distanz von 1,5 Metern wahren sollen, zu viel Platz bräuchte und nicht alle Kinder gleichzeitig unterrichten könnte. Für die kleineren Kinder bräuchte man auch mehr Lehrer. Deshalb müsse für Regelunterricht das Abstandsgebot fallen.“²

 

Sie hätte auch antworten können, dass der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht. Man kann froh sein, dass viele aktive Elternbeiräte in Baden-Württemberg sich zusammenschließen, den Elternprotest organisieren und jüngst zwei Demonstrationen in Ludwigsburg und Stuttgart durchgeführt haben. Dort wurde eine grundlegende Reform des Schulunterrichts mit VERkleinerung der Klassen und mehr Lehrern, sowie Digitalausbau gefordert und die Planlosigkeit der Landesregierung angegriffen.

 

Auch die Elternvertreter in NRW äußern scharfe Kritik an ihrer Landesregierung, insbesondere weisen sie darauf hin, dass die Probleme mit Corona an den Schulen sehr viel geringer wären, wenn man die schon vor Corona bestehenden Forderungen nach kleineren Klassen, Einstellung von Lehrkräften, kreativen Unterrichtsmodellen umgesetzt statt ausgesessen hätte. Sie kritisieren die Untätigkeit und das Abschieben der Verantwortung von Bund an die Länder, an die Kommunen und wieder zurück. Nun erweist ihnen leider der Städte- und Gemeindebund NRW einen Bärendienst: Angesichts klammer Kommunen und der Abwälzung auch der Krisenlasten aus der Weltwirtschafts- und Finanzkrise fordert der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Bernd Jürgen Schneider, dass Eltern für die Kosten der Digitalisierung an den Schulen mit aufkommen.

Klare Forderungen im Sofortprogramm

Im bereits vor Monaten herausgegebenen und mehrfach aktualisierten Programm des Jugendverbands REBELL „Für Gesundheitsschutz, Bildung, Zukunftsperspektive!“ heißt es:

  • Der Gesundheitsschutz steht an erster Stelle. Dazu gehören regelmäßige Hygieneerziehung, sorgfältige Hygiene in allen Klassen, Fluren, Sanitäranlagen, kostenlose Masken für alle und natürlich Tests, Tests, Tests! Schüler und Lehrer testen vor Wiederaufnahme des Schul- und Kita-Betriebes!
  • Kleine beständige Lerngruppen von maximal zehn Schülern! Rollierende Gruppen können sinnvoll sein. Die Lehrer müssen Zeit haben, zusätzliche Hausaufgaben und Online-Unterricht anzuleiten, persönlichen Kontakt zu Kindern und Eltern zu halten.
  • Lehrer aus Risikogruppen schonen - dafür mehr Personal und weitere geeignete Kräfte einstellen - wie Lehramtsstudierende. Wieso kann eine Behörde Hunderte Beamte zur Bearbeitung von Anträgen mobilisieren, aber für die Kinder fehlt es hinten und vorne an Personal?“

 

Hier steht der Flyer des REBELL „Für Gesundheitsschutz, Bildung, Zukunftsperspektive!“ zum Download, Ausdruck und Einsatz zur Verfügung.

 

Es ist sehr zu begrüßen, dass in den Elternprotesten auch das Thema der Extrembelastung von Müttern aufgenommen wird, denn der „Regelbetrieb“ nach den Sommerferien wird ein Mythos bleiben und die Präsenz der Mütter zu Hause, die ist in den Plänen der Kultusministerien schon fest eingeplant. Die MLPD unterstützt die Anliegen der Eltern und Schüler und bittet um Korrespondenzen und weiteren Informationen zu dem Thema an Rote Fahne News.

Ein Blick auf die Beschlüsse und „Sollvorgaben“ der Bundesländer

  • Baden-Württemberg: Präsenzbetrieb unter Coronabedingungen, kein Abstandsgebot, kein Mundschutz für Grundschule, Wegfall der Präsenzpflicht
  • Berlin soll Normalbetrieb einführen
  • Brandenburg Regelbetrieb, Abstandsgebot und Mundschutz weg
  • Bremen Schulen haben eingeschränkten Regelbetrieb eingeschränkten Präsenzunterricht
  • Bayern: Alle Schüler haben Präsenzunterricht
  • Hamburg: Regelbetrieb ohne Mindestabstand nach den Schulferien
  • Rheinlandpfalz: Regelbetrieb für #schulen und Kitas nach dem Sommerferien
  • Saarland: Präsenzunterricht mit Schulpflicht
  • Hessen: normaler Präsenzunterricht mit Schulpflicht
  • Sachsen-Anhalt: Präsenzunterricht für Gundschüler
  • Schleswig-Holstein: Regelbetrieb nach den Ferien
  • Thüringen: Regelunterricht für Gundschulkinder