Argument

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Stalin zum Verhältnis von Individuum und Kollektiv

Wenn ich mit meinem Freund über den Sozialismus diskutiere, dann kommen wir immer wieder an den Punkt, wo er meint: „Ich finde den Kapitalismus ja auch nicht gut, aber wie sieht es denn mit meinen individuellen Freiheiten im Sozialismus aus?“

gp

Die Unterdrückung des Individuums unter das Kollektiv ist ein stereotypisches Argument des Antikommunismus. Besonders im Zusammenhang mit Stalin und dem Begriff der Diktatur des Proletariats. Um mich besser auf das Gespräch mit meinem Freund vorzubereiten, habe ich mich mit einem Gespräch befasst, das Stalin am 23. Juli 1934 mit dem englischen Schriftsteller H.G. Wells geführt hat.

 

Darin sagt Stalin: „Zwischen dem Einzelnen und dem Kollektiv, zwischen den Interessen des Individuums und denen der Gemeinschaft bestehen keine unvereinbaren Gegensätze, oder zumindest sollten sie nicht bestehen. Sie sollten deswegen nicht bestehen, weil der Kollektivismus, der Sozialismus, die individuellen Interessen nicht leugnet, sondern sie vielmehr mit den Interessen des Kollektivs vereinigt. Der Sozialismus kann nicht von den individuellen Interessen abstrahieren. Allein die sozialistische Gesellschaft kann diese persönlichen Interessen maximal befriedigen. Mehr noch: Allein die sozialistische Gesellschaft kann entschieden für die Interessen des einzelnen eintreten. In diesem Sinne gibt es keine unvereinbaren Gegensätze zwischen 'Individualismus' und Sozialismus.

 

Aber können wir die Gegensätze zwischen den Klassen leugnen, zwischen der besitzenden Klasse, der Kapitalistenklasse, und der arbeitenden Klasse, dem Proletariat? Auf der einen Seite haben wir die besitzende Klasse, der die Banken, die Fabriken, die Minen, das Transportwesen, die Plantagen in den Kolonien gehören. Diese Leute sehen nichts als ihr eigenes Interesse, sie wollen Profite. Sie unterwerfen sich nicht dem Willen des Kollektivs; sie trachten danach, jedes Kollektiv unter ihren Willen zu zwingen. Auf der anderen Seite haben wir die Klasse der Armen, die ausgebeutete Klasse, der weder Fabriken noch Betriebe noch Banken gehören, die, um leben zu können, gezwungen ist, ihre Arbeitskraft den Kapitalisten zu verkaufen, und der die Möglichkeit fehlt, ihre elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen. Wie sollen so gegensätzliche Interessen und Bestrebungen miteinander in Einklang gebracht werden?“

 

Bin gespannt, ob ich mit den Argumenten das nächste Mal meinen Freund überzeugen kann.