TKP/ML-Prozess

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Müslüm Elmas Statement vor dem Oberlandesgericht München

Im Kommunistenprozess von München haben nach den Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigung die Angeklagten das Recht auf ein abschließendes Statement. Wir dokumentieren Auszüge der Rede von Müslüm Elma, die er am 29. Juni vor dem Oberlandesgericht München gehalten hat.

Müslüm Elmas Statement vor dem Oberlandesgericht München
Müslüm Elma (grafik:ATIK)

Rote Fahne News hat über den Prozesstag und die Protest- und Solidaritätskundgebung am 29. Juni berichtet.

Wir kommen aus der Tradition des Widerstands

Sie haben uns beschuldigt und beschuldigen uns auch weiterhin, „Terroristen“ zu sein. Sicher ist, dass diese Beschuldigungen für uns keine weitere Bedeutung haben. Aber aufgrund unserer Verantwortung gegenüber den unterdrückten Völkern der Welt sehen wir uns in der Pflicht, eine kurze Antwort darauf zu geben, wer wir sind. Denn die Antwort darauf, wer wir sind, ist gleichzeitig eine Antwort darauf, warum wir hier sind. 

 

Wir stehen in der Widerstandstradition des Volksdichters und Führers der Glaubensgemeinschaft der Aleviten-Rotköpfe, des Pir Sultan Abdal, der sich der Unterdrückung und Brutalität des osmanischen Hızır Pascha nicht gebeugt, sondern es vorgezogen hat, seinen Glauben laut ausrufend, zum Schafott zu gehen, anstatt von seiner Überzeugung Abstand zu nehmen. 

 

Wir verkörpern den Schmerz des armenischen Volkes, das noch vor der Gründung der Republik Opfer eines Völkermordes geworden ist, den Schmerz des Mustafa Suphi und seiner Genossen, die in den Gewässern des Schwarzen Meeres erschossen wurden, und den Schmerz des unterdrückten kurdischen Volkes, das in Ağrı, Zilan, Koçgiri und Dersim Ermordungen zum Opfer gefallen ist. 

 

Wir sind die Kampfgenossen der Deniz’, Yusufs und Hüseyins, die für die Verwirklichung der Träume der unterdrückten Völker erhobenen Hauptes vor den Henker getreten sind, und die der Mahir Çayans, die dem Feind im Zuge seiner Belagerung von Kızıldere entgegengerufen haben: „Wir sind nicht hierhergekommen, um uns zu ergeben, sondern um zu sterben.“ 

 

Wir sind die Genossen der Hunderten von Kommunisten, die dem Weg des İbrahim Kaypakkaya, der in der Folterkammer kein Geheimnis preisgegeben, aber sein Leben gelassen hat, gefolgt sind und die im Kampf für Demokratie, Unabhängigkeit und Sozialismus ihr Leben gelassen haben. 

 

Wir sind die Kampfgenossen des kurdischen Volkes, das Vernichtungsversuchen ausgesetzt ist und das in den als nichtexistent angesehenen Regionen Kurdistans heldenhaft Widerstand leistet. 

 

Wir sind klassenbewusste Revolutionäre, die daran glauben, dass der Kampf gegen Gewaltherrschaft, gegen gesellschaftliche Ungleichheit und Ungerechtigkeit kein Verbrechen ist, sondern ein Dienst an der progressiven Menschheit. So wahr es ist, dass wir hier stehen, so wahr ist unsere Berechtigung und Legitimität. Der Vorwurf des „Terrorismus“ ist eine der größten Lügen des 20. und 21. Jahrhunderts, den sich die imperialistischen Räuber und ihre Kollaborateure zusammengedichtet haben, um die Verbrechen, die sie an den unterdrückten Völkern der Welt begangen haben, zu verschleiern und um deren legitimen Kampf zu diffamieren. Aber all diese Lügen können den Untergang der Imperialisten nicht verhindern. 

 

Wir sind internationalistische Revolutionäre. Wir sind jeweils ein Glied in der Widerstandskette, die die unterdrückten Völker der Welt im Kampf gegen den Imperialismus und den Weltreaktionismus gebildet haben. Wir marschieren nicht allein. Wir marschieren unter der Fahne, die die Befreiung und die Brüderlichkeit des internationalen Proletariats und aller unterdrückten Völker symbolisiert.

 

Hier das komplette Schlusswort von Müslüm Elma