Eisenach
Eine starke Frau unter der Brücke
Im leichten Frühlingsregen am späten Abend auf dem Weg nach Hause trug sich diese Geschichte zu. Es war ein lauer Abend, für den einen vielleicht drückend, aber eigentlich sehr angenehm nach Trockenheit und einer doch so plötzlich einsetzenden Hitze im Frühjahr am Vortag.
Ich fuhr nach einem Videoabend mit dem Fahrrad nach Hause. Etwas in Gedanken fuhr ich an einer jungen Frau vorbei.
Eine harte aggressive Männerstimme tönte hinter mir. "Was bildest du dir eigentlich ein! Was glaubst du, wer du bist! Denkst du, du kannst einfach so gehen wie du willst?"
Krass. In meinem Kopf arbeitet es fieberhaft. "Das müssen sie selber regeln". "Nein, ich kann sie nicht alleine lassen."
Nach kurzem Zögern blieb ich stehen. Schon tönte es, diesmal an mich gewandt: "Hau ab, das ist meine Frau. Oder willst du eine aufs Maul."
Nein, ich kann sie nicht so stehen lassen. Ich drehte um, kurzer Antritt, und ich rollte mit dem Rad in die Senke unter der Brücke zurück, stellte es ab und ging auf sie zu. "Hau ab!" dröhnte es. "Brauchst du Unterstützung?" Sie verneinte. Sorge war in ihren Augen. Nicht Sorge und Angst um sich selber - nein, um mich, den Fremden. Ich nickte ihr zu. Beschwichtigend sprach die auf ihren "Freund" ein. "
Ich hörte jemanden auf dem Bürgersteig auf der Brücke rennen. Meckie (so habe ich den Namen verstanden) sprang behende die Böschung hinunter und gesellte sich zu seinem Freund. Beide bewegten sich auf mich zu. Mit lautem Gebrüll und Beschimpfungen.
"Bitte geh jetzt." Ihre Stimme war fest. Sie weiß, wozu ihr Mann fähig ist. So tat sie, was sie konnte. Weiterhin noch einige beschwichtigende Worte zu ihm. Ohne Hast, ohne Beben. Ich beschloss zu gehen. Einige Meter schob ich, schwang mich dann aufs Rad und fuhr in die Nacht.