Krisenmanagement im Kreuzfeuer (13)
Chaotisches Krisenmanagement auf Kosten der Frauen und Familien
„Von 5 Uhr früh bis 7 Uhr Homeoffice, von 7 bis 20 Uhr Homeschool, Betreung der Kleinen, Kochen, Einkaufen, Hausarbeit, Freizeitprogramm, ab 20 Uhr wieder Homeoffice – ich kann nicht mehr.“ Dieser Bericht einer Mutter in den sozialen Netzwerken ist Teil der Protestbewegung, die sich seit April insbesondere von Müttern gegen das chaotische Corona-Krisenmanagement entwickelt, das die Belange und Rechte der Frauen weitgehend ignoriert.
Eine riesige Welle an Verpflichtungen ist seit Mitte März auf Frauen und Familien übergeschwappt. Zuvor konnte man sich nicht vorstellen, dass von einem Tag auf den anderen die Kitas, die Schulen schließen, der Vereinssport ausfällt, die sozialen Kontakte der Kinder und Jugendlichen fast auf Null runtergefahren werden. Noch weniger vorstellen konnte man sich jedoch, dass im April und Mai alle Betriebe und Geschäfte öffnen, die Kitas aber weitgehend geschlossen bleiben und der Schulunterricht nur auf Notbetrieb läuft.
Während Frau Merkel ihre Parole „Wir schaffen das!“ einer Renaissance zuführt, hat die Bundesregierung bei Licht betrachtet in Bezug auf Familien und Frauen so gut wie gar nichts „geschafft“:
- Den Frauen im Homeoffice steht immer noch keine Notbetreuung zu. Das heißt, die Regierung meint, man könne die umfassende schulische und soziale Betreuung der Kinder zu Hause quasi im Nebenher machen. Die sogenannte „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ ist in Wirklichkeit ein Mythos, der jetzt auf die Spitze getrieben wird.
- Die Schulen wurden Anfang Mai wieder geöffnet, was zu begrüßen ist. Aber es fehlt ein schlüssiges, sicheres Konzept. Das Robert-Koch-Institut (RKI) lehnt Regeltests in Schulen und Kitas ab. Es gibt keine Lösungen, um Räume außerhalb der Schule zu nutzen, kein Konzept für mehr öffentliche Verkehrsmittel, für die Neueinstellung von Lehrkräften.
Dieses fahrlässige Vorgehen bei der Öffnung von Schulen und Kitas hat den Hintergrund, dass die Monopole ultimativ das Hochfahren der Wirtschaft verlangt haben. Dabei brauchen sie die Arbeitskraft der Frauen, 76 Prozent von ihnen waren 2018 erwerbstätig. Die Lasten werden auf die Arbeiter, die Frauen und Familien abgewälzt, auf Kosten des Gesundheitsschutzes. Die MLPD fordert: „Alle gesellschaftlichen Bereiche müssen erst die Hygieneregeln gewährleisten, bevor sie hochgefahren werden!“
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat nun angekündigt, jedes Kind könne vor den Sommerferien noch einmal die Schule besuchen. Die Zerreißprobe berufstätiger Frauen wird dadurch nicht weniger. Und die Ausbildung einer Masse von Kindern leidet in der Situation des „Homeschooling“. Der Landeselternbeirat NRW schreibt: „Wir Eltern fordern die Betreuung von jedem Kind und zwar in dem Umfang, wie es die Familie tatsächlich braucht.“¹ Das erfordert auch Zehntausende neuer Erziehungs- und Lehrkräfte!
In den Empfehlungen der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften) wird wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Frauen weiter die Kinderbetreuung schultern. Ihre Denkweise widerspiegelt die herrschende bürgerliche Familienordnung, die den Frauen die Hauptverantwortung für die Familien überträgt. Doch diese Familienordnung ist längst in der Krise. Der Kapitalismus ist zunehmend unfähiger, sich selbst zu reproduzieren geschweigedenn die grundlegenden Lebensbedürfnisse der Massen zu befriedigen.
Diese chronische Krise der bürgerlichen Familienordnung wird derzeit auf die Spitze getrieben - in der Weltwirtschaftskrise und der Coronakrise. Faktisch werden Erziehung, Ernährung, Pflege, Bildung fast vollständig auf die Familien abgewälzt. Die Gesundheit der Massen wird fahrlässig aufs Spiel gesetzt. Mit Kurzarbeit und Entlassungen wächst die Existenzunsicherheit. Zunehmend wollen und können das die Frauen nicht mehr mitmachen. Viele Menschen suchen heute nach einer gesellschaftlichen Alternative.
Im echten Sozialismus wird die gesellschaftliche Verantwortung für Kinder und Jugendliche verwirklicht und die Frauen werden von der Hauptverantwortung für die Familienangelegenheiten entlastet. Dafür ist die Jugendarbeit der MLPD und ihres Jugendverbands REBELL eine gute Schule. So übernimmt der REBELL mit der Losung „Dem Volke dienen“ und der Kinderorganisation ROTFÜCHSE Verantwortung für die Zukunft der Gesellschaft.