Europaweiter Aktionstag
„Gerechtigkeit für Meryem Sahin! Stoppt Frauenmorde!“
Ein starkes Zeichen der Frauensolidarität und des Kampfs gegen Gewalt an Frauen setzte die kämpferische Frauenbewegung am 6. Mai unter dem Motto: „Gerechtigkeit für Meryem Sahin! Stoppt Frauenmorde!“
Rote Fahne News dokumentiert die Erklärung der Frauenplattform im Internationalistischen Bündnis.
In mindestens acht Städten in Deutschland sowie in Zürich/Schweiz, London/Großbritannien Wien/Österreich und Paris/Frankreich versammelten sich am 6. Mai um 17 Uhr kämpferische Frauen und unterstützende Männer auf Straßen und Plätzen. Yeni Kadin – Neue Frau, eine der Trägerorganisationen im Internationalistischen Bündnis hatte dazu aufgerufen: „Unsere Wut ist so groß wie unsere Rebellion!“
Mordversuch an Meryem Sahin und ihren Kindern
Anlass war der Mordversuch an Mesude (Meryem) Sahin und ihren beiden Kinder in Hamburg am 1. Mai. Der Ex-Ehemann hatte mehrfach auf Meryem eingestochen, sie und die Kinder mit Benzin übergossen und angezündet. Alle drei konnten sich retten und überlebten. Meryem kämpft auf der Intensivstation um ihr Leben, ihr 10-jähriger Sohn trug schwere Verbrennungen davon. Ihre Tochter wurde leicht verletzt und schwer traumatisiert. Im Aufruf von Yeni Kadin heißt es: „Wir wissen, dass einer der Wege, die Gewalt gegen Frauen zu stoppen, die Solidarität der Frauen und die Stärkung unserer Frauenorganisationen ist. Denn unsere organisierten Kräfte sind UNSERE SELBSTVERTEIDIGUNG."
Ni una menos - keine steht alleine!
Die Frauenplattform im Internationalistischen Bündnis, der Frauenverband Courage und die Europakoordinatorin der Weltfrauenbewegung, Suse Bader, unterstützten den Aufruf von Yeni Kadin und riefen gemeinsam dazu auf, am 6. Mai kämpferische Aktionen zu organisieren. Ni Una menos – keine steht alleine!
Die Wut der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war groß! Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall. Jeden Tag wird eine Frau in Deutschland von ihrem Mann oder Ex-Mann ermordet oder in Mordabsicht attackiert. 2019 wurden mindestens 135 Frauen ermordet. Während der Corona-Pandemie stiegen nachweislich die Fälle häuslicher Gewalt. Zugleich fehlen bundesweit 14.600 Plätze in Frauenhäusern, die akut bedrohten und traumatisierten Frauen Schutz und Zuflucht bieten sollen.
Breite Beteiligung
Insgesamt waren Kräfte folgender Organisationen an den Aktionen beteiligt: Yeni Kadın, ATİF, Courage, SKB, MLPD, Internationalistisches Bündnis, ADKH, alevitische und kurdische Frauenbewegung, Rojbin, Alınteri, Solidarität International, „Zusammen Kämpfen“, die Linke, Interventionistische Linke (IL) und Medya Halk Evi, Yaşanacak Dünya und einzelne ver.di- und IG-Metall-Frauen.
In Hamburg forderten 120 Frauen und Männer bei der Kundgebung mehr Schutz für Frauen (...). In Hannover gab Vanessa Münstermann ein berührendes Statement. Sie wurde 2016 von ihrem Exfreund mit Schwefelsäure attackiert und trug schwere Verletzungen und entstellende Narben davon. Sie grüßte mit den Worten „Meryem darf nicht aufgeben! Sie muss kämpfen, damit sie für ihre Kinder da sein kann und damit sie dem Täter keine Macht über sich gibt!“
(...)
Eine junge Frau brachte sehr bewegend zum Ausdruck, dass jede ermordete Frau auch dem Kampf der Frauen für eine Gesellschaft fehlt, in der Frauen frei leben können und wo Unterdrückung und Gewalt an Frauen nur noch Geschichte ist (...).