Klartext
Wer ist eigentlich systemrelevant?
Im Jahr 2008, als die Pleite der Bank Lehman Brothers die Welt in den Krisenstrudel zog, lautete das Schlagwort der Herrschenden: „Die Banken sind systemrelevant“. Und weil sie so „systemrelevant“ sind, mussten sie natürlich mit Billionen Euro gestützt werden. Nur machten sich die Massen ihre eigenen Gedanken über diese „Systemrelevanz“ der Großbanken. Mit ihren gigantischen Spekulationen hatten diese Banken die tiefste Weltwirtschafts- und Finanzkrise nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Wenn sie für den Kapitalismus so „relevant“ sind, wirft das doch Fragen über das ganze kapitalistische System auf. Kapitalismuskritik war in aller Munde.
Was folgte, war die scheibchenweise Krisenabwälzung auf den Rücken der Arbeiterfamilien und Massen. Sie seien vor allem „Kostenfaktoren“. Auch in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wurde die Arbeit verdichtet, und Betten wurden abgebaut.
In der aktuellen Krise sind die ehemaligen „Kostenfaktoren“, wie die Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, für die Herrschenden plötzlich die Helden, die den Laden am Laufen halten. Die neuen „Systemrelevanten“. Ein echter Sinneswandel? Wohl kaum.
Wer ist eigentlich systemrelevant? Andrew Schlüter, Landesvorsitzender der MLPD Ost
Auch heute werden durch Beschluss von Bundesregierung und Bundestag Milliarden an Steuergelder zu 80 Prozent den großen Banken und Monopolen zugeschoben. Abgesichert wird das Kreditrisiko der Banken und nicht die Existenzsicherung der Arbeiterfamilien und kleinen Selbständigen.
Nur traut sich heute keiner mehr, die Banken als „systemrelevant“ zu bezeichnen. Denn sonst könnte man ja auf die Idee kommen, dass auch bei den aktuellen Krisen das Grundproblem im Kapitalismus steckt. Die Weltwirtschafts- und Finanzkrise wurde ja schon Mitte 2018 eingeleitet, lange vor Corona! Wieso fehlten den „systemrelevanten“ Kräften Masken und anderer Hygieneschutz? Warum werden es Jahr für Jahr weniger? Die durch die katastrophale Krisenvorsorge gesparten Gelder wurden den gleichen Konzernen in den Rachen geschoben wie ehedem. Und: Warum soll ein Busfahrer relevant sein, aber die Arbeiterinnen und Arbeiter, die diese Busse bauen, nicht? Tatsächlich gesellschaftlich relevant sind die hochproduktiven Industriearbeiter, die Bauarbeiter, die kleinen Angestellten, werktätigen Akademiker, arbeitenden Bauern, Handwerker und so weiter. Auch die Frauen in den Familien nicht zu vergessen. Sie sind ebenso relevant, wenn wir eine Alternative zum kapitalistischen Krisenchaos erkämpfen wollen!
Bisher hat noch kein Bankmanager oder Konzernchef seinen gesellschaftlichen Nutzen unter Beweis gestellt. Für die Zukunft der Menschheit völlig irrelevant, besser gesagt überflüssig, sind die Ausbeuter und Unterdrücker, die Profiteure der Krise, die Wucherer, die herrschenden Übermonopole und ihre geschäftsführenden Regierungen.
