Textilarbeiterinnen in Bangladesch
Erbitterte Kämpfe gegen Zara, C&A, Takko und Primark - und den Hunger
Vor sieben Jahren, am 24. April 2013, stürzte das Fabrikgebäude Rana Plaza in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, ein. Mehr als 1.100 Menschen kamen ums Leben.
Bis heute werden den Verletzten die Rehabilitationskosten verweigert. Viele von ihnen bekamen nie wieder eine Arbeit, weil sie nicht mehr so leistungsfähig waren und weil sie sich organisierten.
Modekonzerne stornieren massenhaft Aufträge
Der Jahrestag der Rana-Plaza-Katastrophe wird dieses Jahr begleitet von erbitterten Kämpfen der Textilarbeiterinnen um die Auszahlung der Löhne und um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Nach Milliardenumsätzen der Modekonzerne stornierten diese seit Beginn der Corona-Pandemie Aufträge in Bangladesch im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar.
Vorne dran ist dabei der spanische Konzern Inditex (Zara), aber auch C&A, Takko und Primark gehen so vor. Bis vor Kurzem tönten deren „Nachhaltigkeitsmanager“ lautstark von sozialer Verantwortung. "RESPECT" druckte die Kette Zara vor einigen Monaten auf einen angeblich "fair produzierten" Kapuzenpulli. Diese Aufdrucke steigern den Verkauf – und die Profite. Der Jahresumsatz von Zara lag 2018 bei 26 Milliarden Euro.
Hungerdemonstrationen
Sieben Jahre nach dem Rana-Plaza-Unglück ist die Masse der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter aus den Fabriken ausgesperrt. Die meisten von ihnen arbeiten auf der Basis „Keine Arbeit – Keine Bezahlung“. Sie hatten noch nie genug für ihren Lebensunterhalt – jetzt geht es ums nackte Überleben. Schon jetzt grassiert Hunger unter ihnen. Ihre Proteste sind regelrechte Hungerdemonstrationen.
Die Arbeiterinnen kommen jeden Morgen vor die Fabriken, fordern ihre Löhne und blockieren die Straßen. Auch die Gummigeschosse und Gewalt der Polizei schrecken sie nicht. Am 15. April demonstrierten und blockierten über 25.000 eine Autobahn in Dhaka. Um eine Ausbreitung der Kämpfe zu verhindern, hat die Regierung den Unternehmen 600 Millionen Euro gegeben, damit sie die Löhne ausbezahlen. Dennoch haben viele bis jetzt noch nichts bezahlt.
ICOR-Partei prangert Versagen der Regierung an
Die ICOR-Partei Kommunistischen Partei Bangladeschs (CPB) fordert von den Eigentümern die sofortige Auszahlung der Märzlöhne, der Überstundenvergütung und die Bezahlung der Freistellung durch den Lockdown. Die CPB prangert das Versagen der Regierung an: Die Regierung soll die Unregelmäßigkeiten und Korruption bei der Auszahlung der Löhne und der Verteilung von Hilfsgütern sofort stoppen.
Joly Talukder, Vorsitzende der Textilarbeitergewerkschaft Garment Worker Trade Union Center (GWTUC), ist führend bei diesen Kämpfen dabei und schreibt: „Zu Beginn der Krise behaupteten die Eigentümer, sie könnten die Löhne nicht bezahlen, weil die Aufträge storniert wurden. Gleichzeitig ließen sie die Fabriken trotz der Gesundheitsgefahren weiterlaufen. GWTUC protestiert nachdrücklich gegen Tausende Entlassungen und erzwungene Kündigungen.“
Die GWTUC fordert die Bereitstellung von Nahrungsmittel, medizinische Behandlung für die Arbeiter, Gesundheitsvorkehrungen und strikte Hygienemaßnahmen.
Textilarbeiterinnen kämpfen stolz, selbstbewusst und länderübergreifend
Stolz, selbstbewusst und mit wachsender Organisiertheit kämpfen Textilarbeiterinnen länderübergreifend in Bangladesch, Myanmar, Kambodscha und Indien um ihre Würde und Existenz!
Machen wir den Jahrestag des Fabrikeinsturzes von Rana Plaza am 24. April 2020 zum Tag der internationalen Solidarität des Kampfs für die Arbeiterinteressen und für die Befreiung der Frau! Verbinden wir das mit der Forderung nach Übernahme der Lohnkosten der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter durch die Fabrikbesitzer in Bangladesch und die internationalen Mode- und Textilkonzerne!