Aufgepasst:
Wenn Wirtschaftsminister Altmaier über "Fitness" spricht ...
Schon Ende März posaunte Wirtschaftsminister Altmaier ein "Fitness-Programm für die Wirtschaft" heraus. Damit die Betriebe ihren Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise leisten? Nein, es ging ihm schon um die Zeit danach. Deutsche Firmen müssten dann im internationalen Konkurrenzkampf gestärkt werden. Fit und weitsichtig.
Wie weit es mit der Fitness der Wirtschaft und den weitsichtigen Bemühungen Altmaiers her ist, zeigt ein Blick auf die Realität. Dringend benötigt wird unter anderem: medizinische Schutzkleidung, Ausrüstung wie Desinfektionsmittel für Krankenhäuser, Pflegeheime und Privathaushalte oder auch Milliarden Schutzmasken. Auch wenn der Grad ihrer medizinischen Wirkung umstritten ist, kann ein positiver Effekt gegen die Verbreitung von virentragenden Tröpfchen nicht bestritten werden. Und wer Maskenpflicht ankündigt, sollte auch mehr als handgenähte Stoffmasken zur Hand haben.
Sollte man am Ende die Wirtschaft verpflichten, Schutzmasken zu produzieren? Ein solcher Gedanke muss wohl wegen Kommunismus-Verdacht ausscheiden. Tatsächlich stellte die Bundesregierung am 9. April immerhin fest, dass ein Bedarf von Milliarden Schutzmasken besteht. Mehr als drei Monate nachdem das Virus in China zuerst aufkam und mehr als zwei Monate nachdem eine weltweite Ausbreitung angenommen werden musste. Es gebe sogar schon über hundert Angebote. Seit letzter Woche soll es auch Abnahmegarantien geben. Lieferung dann schon ab August!
Zu sinnvollsten Maßnahmen nicht in der Lage
Die kapitalistische Produktionsweise demonstriert auf beispiellose Weise ihre Unfähigkeit, die Bedürfnisse der Volksmassen zu erfüllen. Erst werden nahezu alle Textil-Produktionen geschlossen und verlagert, dann ist man nicht in der Lage, schnell und angemessen wieder aufzubauen. Der Sportartikelhersteller TRIGEMA, der sich in der Werbung als einer der wenigen Textilhersteller in Deutschland brüstet, kommt heute wieder in die Schlagzeilen: 10 Behelfsmasken für nur 120 Euro!
Ebenso wenig sind Wirtschafts- und Gesundheitsministerium in der Lage, die am sinnvollsten erscheinende Maßnahme zu befördern, flächendeckende Testungen auf das Virus. Stattdessen wird Pflegepersonal gelobt (statt besser bezahlt), das häusliche Nähen von medizinisch unzureichenden Masken gefördert und auf einen Impfstoff gehofft.
Nicht für den Profit, sondern für die Bedürfnisse
Auch wenn Deutschland die Krisenfolgen besser abfedert als andere: Der dauergrinsende TRIGEMA-Chef Grupp erinnert uns deutlich: Es ist höchste Zeit für die vereinigten sozialistischen Staaten der Welt. Die könnten alle gesellschaftlichen Kapazitäten, alle zur Verfügung stehenden Produktivkräfte auf die Lösung der Menschheitsprobleme ausrichten. Ob es der Sieg über Hunger und Fluchtursachen, die Umstellung der Energiegrundlage oder eine Virus-Pandemie ist.
Das wäre eine fitte Wirtschaft, die das produziert, was gebraucht wird, statt Designer-Uhren und Lamborghini für die oberen Zehntausend, Wegwerfprodukte aller Art und deformierte Nahrungsmittel für den Rest. Nicht Waren, sondern Gebrauchswerte. Nicht für den Profit, sondern für die Bedürfnisse.