Klartext
UFO: Guter Einstieg in ein kämpferisches Jahr 2020!
Die Gewerkschaft UFO1, 1992 als Abspaltung von ver.di (damals ÖTV) gegründet, vertritt seither die Mehrheit des Kabinenpersonals bei der Lufthansa. In den seit rund einem Jahr laufenden Tarifverhandlungen geht es um die Regelung von Zulagen, verbesserte Teilzeitregelungen und eine Einmalzahlung von 1500 Euro bei Germanwings. Bis auf die Gehaltserhöhung von 2 Prozent verweigert die Lufthansa selbstherrlich einen Tarifvertrag. Stattdessen stellt der Konzern die Gewerkschaftseigenschaft von UFO in Frage. Über Neujahr rief UFO daher zu einem dreitägigen Streik auf, um diese gewerkschaftsfeindliche Blockade des Konzerns zu durchbrechen und ihre Forderungen durchzusetzen.
Dagegen behauptet der „Luftfahrtexperte“ Heinrich Großbongardt, UFO wäre unberechenbar, denn „in einem Schlichtungsverfahren könne es keinen Streik geben“. Sein Einwand gegen den Streik ist eigentlich nur der Beweis für die Notwendigkeit eines vollständigen und allseitigen gesetzlichen Streikrechts. Das fehlt in Deutschland. Während einem in verschiedenen Fragen noch laufenden Schlichtungsverfahren zu streiken, ist ein deutliches Signal für einen offensiven Tarifkampf.
Die Behauptung Großbongardts, die „Gewerkschaft verderbe den Passagieren ihren Weihnachtsurlaub“ ist ein Ablenkungsmanöver. Die Lufthansa hat über ein Jahr eine Einigung blockiert und will nun mit ihren „Experten“ die betroffenen Passagiere gegen UFO instrumentalisieren. Sie unterschrieb nach dem letzten erfolgreichen Streik im November 2019 die mit UFO ausgehandelten Verträge nicht. Mit der Begründung, UFO habe keine „Vertretungsberechtigung des Kabinenpersonals“. Die bisherige Verhandlungsführerin für die Lufthansa aus dem Personalvorstand, Bettina Volkes, die das anders sah, wurde abgelöst.
Während einem in verschiedenen Fragen noch laufenden Schlichtungsverfahren zu streiken, ist ein deutliches Signal für einen offensiven Tarifkampf. Achim Czylwick, Mitglied des Zentralkomitees der MLPD
Lufthansa will die Konkurrenz der in Sparten organisierten Gewerkschaften im Bereich Luftfahrt nutzen, um über eine entschiedene Schwächung von UFO alle Gewerkschaften zu schwächen. So wirbt die erst 2015 gegründete Industriegewerkschaft Luftfahrt (IGL) massiv um UFO-Mitglieder. Die Aufspaltung der Kolleginnen und Kollegen in verschiedene Spartengewerkschaften und ihre Konkurrenz untereinander schwächt die gewerkschaftliche Kampfkraft und die Einheit in den Belegschaften. Von der Vereinigung Cockpit bis ver.di ist jetzt kämpferische gewerkschaftliche Solidarität verlangt und ist eine gemeinsame Front gegen die Lufthansa geboten.
Die Arroganz der Lufthansa festigte die Streikbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen der Gewerkschaft UFO – mehrheitlich Frauen. Während sich gleichzeitig auffällig viele Passagiere solidarisch zeigen. Beides zwang den Konzern vor der Jahreswende zu einem ersten Zugeständnis. Er bietet an, den „Tarifvertrag Teilzeit der Lufthansa vollumfänglich und mit sofortiger Wirkung“ für Germanwings zu übernehmen.
Das entspricht aber nicht den weitergehenden Forderungen in dieser Auseinandersetzung. Statt in einen „Moderationsprozess“ einzutreten, wie es die Lufthansa verlangt hatte, hielt UFO richtig an der Entfaltung der gewerkschaftlichen Kampfkraft fest. Das ist ein Ausrufezeichen, dass auch und gerade in der eingeleiteten Weltwirtschafts- und Finanzkrise gekämpft werden kann und muss. Eine solche offensive Tarifpolitik unterstreicht die Notwendigkeit einer kämpferischen Einheitsgewerkschaft.