Erfurt
Frauenpolitischer Ratschlag trotzt Schikanen durch rechte Regierungen
Am 1. November beginnt der 12. Frauenpolitische Ratschlag. Hier werden sich Frauenprojekte, Frauengruppen, Frauenorganisationen, und Teilnehmerinnen aus Parteien austauschen – ebenso wie Frauen ohne Organisation. Selbstorganisiert, überparteilich, mit internationaler Beteiligung und Ausstrahlung, mit Interesse und Respekt für die Standpunkte und Ansätze aller. Das passt verschiedenen rechten Regierungen überhaupt nicht in den Kram.
Das Ganze hat klein hat begonnen vor 21 Jahren. Heute ist der Ratschlag das größte Treffen dieser Art in Deutschland. Nach wenigen Jahren wuchsen die Teilnehmerzahlen bis über 1000 an. Der Ratschlag gab auch den Impuls für die Durchführung der ersten Weltfrauenkonferenzen der Basisfrauen 2011 in Venezuela, und 2016 in Nepal. Aktuell wird die 3. Weltkonferenz vorbereitet, auch das wird der Ratschlag beraten.
Bis jetzt sind 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu dem dreitägigen Event angemeldet. Sie alle stehen für die kleinen und die großen Kämpfe, die Frauen weltweit und in Deutschland bestreiten. Dazu passt das Motto des Ratschlags 2019: „Couragierte Frauen kämpfen gegen rechte Regierungen – weltweit“.
Behinderung und Schikanen gegen kämpferische Frauen
Anne Wilhelm vom kämpferischen Frauenrat berichtet von schikanösen Behinderungen gegenüber internationalen Teilnehmerinnen durch deutsche und ausländische Behörden: „Bei gleich fünf unserer internationalen Teilnehmerinnen gibt es Probleme. Sharmista Choudhury darf zur Zeit nicht aus Indien ausreisen. Einer Frau aus Togo wurde das Visum abgelehnt. Probleme mit der Ausstellung eines Visums gibt es auch bei einer Frau aus dem Kongo. Und bei den kurdischen Frauen Boushra Ali und Hanan Osman aus Beirut.“ Die Frauen sind wild entschlossen die Teilnahme aller fünf Gäste durchzukämpfen.
Dazu schreibt der Frauenrat in einer Presseerklärung: "Die Deutsche Botschaft in Beirut aber auch das Auswärtige Amt haben offensichtlich kein großes Interesse daran, dass diese Frauen nach Deutschland kommen können." Sie könnten aus erster Hand berichten über den mutigen Kampf der Frauen in Rojava, wo aktuell der derzeit fortgeschrittenste Kampf für Freiheit und Demokratie droht, im Blut erstickt zu werden, durch die vereinten imperialistischen Mächte. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will die Bundeswehr in die Region schicken - die Vertreterinnen der dortigen Frauenbewegung dürfen aber nicht einreisen, wenn es nach der Bundesregierung geht. Zufall?
Im Fall vom Sharmista Choudhury hat sich Susanne Bader, eine der Europakoordinatorinnen der Weltfrauenkonferenz inzwischen an die indische Botschafterin gewandt. Sie berichtet: "Als Frau Choudhury in der Nacht von Montag auf Dienstag ihren Flug nach Deutschland antreten wollte, wurde ihr gesetzwidrig der Reisepass abgenommen und erklärt, es seien Gerichtsverfahren gegen sie anhängig. Frau Choudhury hat mittlerweile vom Head of Department des zuständigen Criminal Investigation Department erfahren, dass keine Anklagen gegen sie vorliegen und die Einbehaltung ihres Reisepasses ungesetzlich sei." Susanne Bader fordert die indische Botschafterin auf, umgehend für die Einreise von Sharmista Choudhury aktiv zu werden.
Sharmista Choudhury ist den Lesern der Roten Fahne nicht unbekannt. Selbstverständlich hat sie keine Verbrechen begangen. Aber sie wurde bereits mehrmals verhaftet, weil sie eine revolutionäre Vertreterin der indischen Frauen- und Umweltbewegung ist. Mit dieser Bewegung trotz sie der Regierung und den internationalen Monopolen. (mehr dazu: Mit Pfeil und Bogen gegen Umweltzerstörung)
Video vom 11. Frauenpolitischen Ratschlag
Und auch die Behinderungen gegen die Teilnehmerinnen aus Togo und dem Kongo sind kein Zufall, sondern richtet sich gegen die Selbstorganisation der Frauen Afrikas. Sie könnten das regierungsamtliche Bild vom hilflosen Kontinent Afrika widerlegen. Sie stehen unter anderem für das Sitsope-Projekt.
Die ehemalige deutsche Kolonie Togo ist ein Bergarbeiterland in Westafrika: reich an Bodenschätzen, aber die Bevölkerung hungert. Die Alpabetisierungsrate liegt bei 46 Prozent und ist rückläufig. Die Frauen werden in besonderer Abhängigkeit gehalten. Besonders Mädchen können immer seltener zur Schule gehen. Sie trifft die Zunahme von Arbeitslosigkeit, Analphabetentum, Not und Elend am härtesten.
Sitsope fördert die wirtschaftliche und soziale Selbständigkeit von Frauen in Togo. Dazu führt sie Ausbildungsprojekte für Mädchen und junge Frauen durch - im Batiken und Schneidern, zur Alphabetisierung und Gesundheitserziehung. Fürchtet die Bundesregierung den Austausch von Basisfrauen aus Togo und Deutschland?
In sieben verschiedene Foren werden die Erfahrungen geteilt. Ein Forum mit dem Titel „Weil es ums Ganze geht“ wird Erfahrungen aus der Arbeitswelt diskutieren. Joly Talukder, die Vorsitzende der Textilarbeitergewerkschaft aus Bangladesch hat ihre Teilnahme zugesagt. Das Forum 6 befasst sich mit den "Zukunftsperspektiven – vom Traum zur Wissenschaft! Perspektiven und Visionen für die Befreiung der Frau."
Vorbereitung auf Hochtouren
„Das ‚Feuerwerk der Frauentalente‘ steigt am Freitagabend – dazu wollen wir beitragen,“ berichtet eine Frau von Courage Berlin - Mitte / Spandau gegenüber der Roten Fahne über dieses Kultur-Highlight: „Wir machen eine Performance über das Leben der Frauen, über die täglichen Anforderungen und Kämpfe. Welchen Weg und welche Entwicklung Frauen nehmen. Frauen aus Syrien werden dabei ihre Erfahrungen auf die Bühne bringen. Lasst euch überraschen!“
„Frauentalente – für uns ein gutes Motto“
„Frauentalente – für uns ein gutes Motto“, so die Berliner Courage-Frau weiter. „Die brauchen wir in der Kultur. Aber auch beim Zupacken und Organisieren. Wir haben uns für die Gemeinschaftsaufgabe des Cafes gemeldet. Einen Klamotten-Flohmarkt machen wir auch. Die Standgebühr ist auch ein Beitrag zur Finanzierung des Ratschlags.
Wir haben pro Person mit 130 Euro Kosten kalkuliert: Anreise mit der Bahn, Übernachtung in der Jugendherberge, Kombi-Ticket für den Ratschlag, Verpflegung … Das ist nicht wenig, das schaffen wir nur solidarisch. Männer sind auf dem Ratschlag willkommen, sie helfen uns auch im Cafe. Und die Demonstration am Samstag ist für uns eine weitere Motivation zur Teilnahme – bis bald in Erfurt!“
Frauenpower-Demonstration am Samstag
Die Demonstration am Samstag wird die Interessen an der ganzen Bandbreite der Frauenbewegung verkörpern. Sie fühlt sich gleichzeitig als Teil des weltweiten Protest am Welt-Kobane-Tag am 2. November gegen die barbarische Invasion des türkischen Regimes in Nordostsyrien. Treffpunkt um 9.45 Uhr an der Staatskanzlei Erfurt, Regierungsstr. 72
Der kämpferische Frauenrat als Veranstalter bittet, bei der noch möglichen Voranmeldung zum Ratschlag auch anzugeben, für welches Forum Interesse besteht. Das ist wichtig für die Vergabe der Räume an die Foren. Die verschiedenen Foren und viele andere konkrete Informationen sind zu finden auf der Homepage des Ratschlags. Natürlich sind auch spontane Gäste gerne gesehen und gibt es einen Tageskasse. Der Ratschlag findet im Gästehaus ‚Alte Parteischule‘ in der Werner-Seelenbinder-Str.14 in Erfurt statt.
Hier geht es zur Website des Frauenpolitischen Ratschlag