Peru

Peru

Unbefristeter Generalstreik der Bergleute erfolgreich gestartet

Am 10. September begann in Peru ein unbefristeter Generalstreik aller Bergarbeiter. An der Spitze der Demonstration auch ein Bergmann aus Marl im Ruhrgebiet.

Von gp / wb
Unbefristeter Generalstreik der Bergleute erfolgreich gestartet
Demonstrationszug am ersten Streiktag in Lima. Am Fronttransparent: Andreas Tadysiak, Hauptkoordinator der INC (links)

Bislang verhandeln die Bergbauunternehmen in Peru die Lohn- und Arbeitsbedingungen für jedes Unternehmen extra. Die Gewerkschaft der Berg- und Metallarbeiter, FNTMMSP, fordert deshalb, den Abschluss einheitlicher Tarifverträge für alle im Bergbau Beschäftigten. Ihr Kampfprogramm enthält auch Forderungen zum Schutz der Umwelt. Weil die Bergbauunternehmen sich weigern, darüber Verhandlungen zu führen, haben die Bergleute seit Monaten den Streik vorbereitet.

Die gewerkschaftlich organisierten Bergleute beteiligen sich zu 90 Prozent am Streik

Sergio Cruz, Berater der FNTMMSP

Sergio Cruz, Berater der FNTMMSP teilte der Roten Fahne am 11. September telefonisch mit: „Der nationale Streik der Bergleute wurde gestern erfolgreich gestartet. Es gab zunächst noch kleinere Kundgebungen und in Lima eine Demonstration. Im Mittelpunkt stand gestern die landesweite Organisierung des unbefristeten Streiks. Die gewerkschaftlich organisierten Bergleute beteiligen sich zu 90 Prozent am Streik. Sie haben zumeist unbefristete Verträge. Wir gehen davon aus, dass sich im weiteren Verlauf auch die Zeit- und Leiharbeiter verstärkt am Streik beteiligen, die die Mehrheit der Bergarbeiter in Peru ausmachen. Vielen Dank für eure Solidarität!“

 

Die Vorbereitung des Streiks wurde auch aus Deutschland mit einer Spendensammlung von Solidarität International und der ICOR unterstützt. Der Streik selbst ist auch ein Ergebnis der Internationalen Bergarbeiterkonferenz, die 2013 in Peru tagte. In ihrer Auswertung hatten die peruanischen Bergarbeiter auch eine neue kämpferische Gewerkschaftsführung gewählt.

 

In die Spitze des Demonstrationszugs der Bergarbeiter reihte sich der Hauptkoordinator der Internationalen Bergarbeiterkoordination (IMC), Andreas Tadysiak, ein. Die IMC wurde 2013 hier in Peru, genauer: in der Stadt Arequipa, gegründet. Andreas Tadysiak ist extra aus dem Ruhrgebiet zum Beginn des Generalstreiks nach Peru gekommen. Er ist selbst Bergmann und hat bei der Kundgebung der Bergarbeiter ein Grußwort der IMC vorgetragen, das von den Bergleuten begeistert aufgenommen und immer wieder von Beifall unterbrochen wurde.

 

In seinem Grußwort sagte Andreas unter anderem: „Dieser Streik mit seinen Forderungen spiegelt den Geist der Internationalen Bergarbeiterkoordinierung wieder. Hier bilden der Kampf für Arbeits- und Lebensbedingungen sowie der Schutz der natürlichen Umwelt eine Einheit. Ihr habt die volle Unterstützung und Solidarität der Internationalen Koordinierungsgruppe. Wir haben inzwischen euren Kampf weltweit bekannt gemacht. Die Bergleute aus Deutschland, Indien, Kongo, Marokko, Polen und der Ukraine haben bisher bei uns ihre Solidarität für euren Kampf ausgedrückt, und sie haben mich beauftragt, das hier zum Ausdruck zu bringen … Dieser Streik ist von weltweiter Bedeutung, denn die Angriffe und Probleme, weswegen hier gekämpft wird, sind weltweit identisch - auf unterschiedlichem Niveau. Dieser Kampf, den Forderungskatalog landesweit durchzusetzen, ist zukunftsweisend, und er ist die erste praktische Umsetzung des internationalen Kampfprogramms der Bergleute auf nationaler Ebene. Darum schauen die Bergleute der Welt auf diesen Streik und werden ihre Lehren daraus ziehen. Los mineros unidos, jamas seran vencidos!“ (Die vereinigten Bergleute werden niemals besiegt werden!)

Band der Solidarität mit den Bergleuten im Ruhrgebiet geknüpft

Andreas Tadysiak knüpfte in seinem Grußwort auch das Band der Solidarität mit den Bergleuten im Ruhrgebiet, die aktuell mit Unterstützung der Menschen in der Region um ihre Arbeitsplätze, Renten und gegen die umweltvergiftende Flutung der Zechen kämpfen. Solidarität erhielten die Bergarbeiter auch aus anderen Gewerkschaften, von Textilarbeitern, städtischen Reinigungskräften und fortschrittlichen und revolutionären Organisationen.

 

Am zweiten Tag waren deutlich mehr Bergleute in Lima als am ersten Tag. Die Bergleute demonstrierten zum Parlament, wo der Vorstand der Gewerkschaft FNTMMSP mit dem Parlament und der Regierung Gespräche führte. Der Vorsitzende der FNTMMSP, Jorge Juárez, hat in seiner Rede die Regierung angegriffen, weil sie Schritt für Schritt versucht, die Rechte der Arbeiter einzuschränken. Gemeint ist hier das PNCP-Gesetz für eine „nationale Politik für Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität“. Es beinhaltet die „Liberalisierung“ bei befristeten Arbeitsverträgen, Massenentlassungen ohne Entschädigungen, die Einschränkung für Tarifverhandlungen und für das Recht auf Streiks. Der Vorstand der Gewerkschaft und die Bergleute verlangen, dass das Parlament und die Regierung die Bergbauunternehmer dazu verpflichtet, mit der Gewerkschaft einen Tarifvertrag für die gesamte Branche auszuhandeln.

Polizei ging mit Pfefferspray, Tränengas und berittener Polizei vor

Als die Bergleute vor dem Parlament eine Straße blockierten, ging die Polizei mit Pfefferspray, Tränengas und berittenen Polizisten gegen die Kumpel vor. Die Gespräche im Parlament brachten noch keine Ergebnisse, deshalb wird es am dritten Tag wieder Demonstrationen in Lima geben und es werden noch mehr Bergleute erwartet.

 

Nach wie vor weigert sich der Dachverband der Bergbauunternehmen, mit der Gewerkschaft über einen Branchentarifvertrag zu verhandeln. Das oberste Verfassungsgericht hat ausdrücklich das Recht der Gewerkschaft beschlossen, einen Branchentarifvertrag für alle Bergleute abzuschließen. Die Bergbauunternehmer wollen aber weiter die Verträge für jede einzelne Mine gesondert verhandeln. Deshalb bezeichnen sie den Streik als illegal, drohen mit Repressionen gegen die Arbeiter, die sich daran beteiligen.ist 

Erster Erfolg ist zu verzeichnen

Die Gewerkschaft FNTMMSP widerspricht aber dem Unternehmerverband der Bergbauunternehmer, der behauptet, dass 95 Prozent der Produktion weiterläuft. Das sind gezielte Desinformationen zur Desorganisation und Demoralisierung der Bergleute. "Unter den Bergleuten herrscht eine kämpferische Stimmung. Aber es gibt auch Kräfte innerhalb der Bergarbeiterbewegung, die gegen den Streik arbeiten. Sie behaupten, er sei aussichtslos und nicht legal," berichtet Andreas Tadysiak. Der Generalstreik der peruanischen Bergarbeiter braucht jetzt die internationale Solidarität. Einen ersten Erfolg können die Bergleute schon verzeichnen: das oberste Verfassungsgericht entschied, dass Tarifverträge auch für die Leiharbeiter gelten müssen.

Demonstration von Kumpel für AUF am 14. September in Essen

Die MLPD sendet solidarische Grüße an den Streik in Peru. Sie wird den Streik der Bergleute in Peru und die Solidarität in Deutschland fortsetzen. Nicht zuletzt bei der Demonstration von Kumpel für AUF am 14. September in Essen (siehe Rote Fahne News!). Auch diese Demonstration wird ein Beitrag sein, das Band der Solidarität zwischen den Bergarbeitern weltweit fester zu knüpfen - im Kampf um eine lebenswerte Zukunft.