Ernst-Thälmann-Gedenkveranstaltung
Solidarität International für würdiges Thälmann-Gedenken
Die Solidaritäts- und Hilfsorganisation "Solidarität International (SI)" setzt sich für eine würdige Gedenkfeier zu Ehren Ernst Thälmanns ein und protestiert gegen die antikommunistisch motivierte Verbotsandrohung.
Sehr geehrter Herr Lüttgenau,
sehr geehrte Damen und Herren,
Ihre Entscheidung, die Gedenkveranstaltung des Internationalistischen Bündnisses mit der MLPD als einer seiner Trägerorganisationen zum 75.Todestag von Ernst Thälmann auf dem Gelände der Gedenkstätte Buchenwald zu verbieten, trifft bei uns auf völliges Unverständnis und Empörung.
Als überparteiliche, weltanschaulich offene und demokratisch organisierte Solidaritäts- und Hilfsorganisation arbeiten wir auf antifaschistischer Grundlage. Überparteilichkeit und weltanschauliche Offenheit heißt für uns deshalb, dass in unserem Verband Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen willkommen sind: von humanitär bis revolutionär. Denn jede/r arbeitet auf seine Weise an der Überwindung bestimmter kritikwürdiger Zustände und unterstützt deshalb den berechtigten Widerstand der Menschen.
Diese Haltung würde gerade Ihnen als verantwortliche Personen für die Dokumentation und den Betrieb der Gedenkstätte ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Kommunisten aus dem Gedenken ausschließen zu wollen, mit einem Verbot zu arbeiten, gibt der Rechtsentwicklung in unserem Land weiter Vorschub und verdreht die historische Erfahrung in ihr Gegenteil.
Ihre Entscheidung trifft v.a. auch bei unseren internationalen Partnern auf völliges Unverständnis und drängt die Frage auf, inwieweit in Deutschland aus den blutigen Erfahrungen des Hitler-Faschismus überhaupt gelernt wurde und wie ernst es mit einer antifaschistischen Arbeit steht. Gerade die alte KPD, in deren Tradition sich unseres Wissens die MLPD sieht, hat um eine starke antifaschistische Einheitsfront gerungen und Ihnen ist sicher auch das Zitat des evangelischen Theologen Martin Niemöller bekannt: „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Ganz in diesem Sinne möchten wir Sie auffordern, das Verbot aufzuheben und die Gedenkveranstaltung wie angemeldet stattfinden zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. der Bundesvertretung von Solidarität International (SI) e.V.
Renate Radmacher, Ute Kellert