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Frauenstreiktag: Eine halbe Million Menschen auf der Straße

Beim gestrigen Frauenstreiktag in der Schweiz waren 500.000 Menschen, vorwiegend Frauen, auf der Straße. Es war die größte politische Aktion seit dem Generalstreik 1917.

ICOR-Organisation MLGS
Frauenstreiktag: Eine halbe Million Menschen auf der Straße
In Zürich (foto: MLGS)

Am 14. Juni 1991 hatte der erste Frauenstreik in der Schweiz stattgefunden. Begonnen hatte alles im Kanton Jura. Uhrenarbeiterinnen empörten sich über die nach wie vor ungleichen Löhne. Ein landesweiter Frauenstreik, zum zehnten Jahrestag der Annahme des Gleichstellungsartikels in der Schweizer Verfassung, wurde vom SGB-Kongress beschlossen.

Auch nach 28 Jahren brandaktuell

Auch heute nach 28 Jahren müssen die Frauen in der Schweiz feststellen, dass sie auf Grund ihres Geschlechtes gegenüber den Männern nach wie vor benachteiligt sind. Das betrifft viele Themen: Löhne, Arbeitsbedingungen, Unterdrückung und anderes mehr. Schon Wochen vorher zieren Transparente Gebäude wie ein Schulhaus: „Hier arbeiten 120 Lehrinnen. Wir streiken am 14. Juni für gleichen Lohn.“ Das Transparent schaffte es, zwei Wochen dort zu hängen, dann mussten es die Lehrerinnen auf Druck der Schulleitung wieder abhängen.

Mittags waren es schon 100.000 Frauen

Am gestrigen Freitag fanden ab 11 Uhr überall kleine Aktionen statt. Mittags wird bereits von 100.000 Frauen, die aktiv sind, berichtet. In Bern streiken 500 Verkäuferinnen, während einer verlängerte Mittagspause wird die Arbeit niedergelegt. Nach drei Stunden Streik in einem Luzerner Reinigungsunternehmen mit der Forderung, dass  Vor- und Nachbearbeitungsarbeiten sowie die Reisezeit ab sofort bezahlt werden, knickte die Firma ein und bezahlt.

"Abe mit de Boni ..."

15.24 Uhr: Vielerorts wird die Arbeit niedergelegt, Frauen arbeiten ab da täglich gratis im Vergleich zu Männerlöhnen, wenn sie um 7 Uhr anfangen. Eine kleinen Auswahl an Parolen: „Abe mit de Boni, ufe mit de Kitalöhn“. Oder die Pflegerinnen: „Mir sind guet, mir sind fit, mir wänd Gesundheit statt Profit!“

 

17 Uhr: Überall im Land beginnen die Demonstrationsumzüge, allein in Zürich gehen 160.000 auf die Straße. Nichts geht mehr, der öffentliche Verkehr in der Innenstadt wird bereits mittags eingestellt. Besonders begeisternd: Viele junge Frauen prägen das Bild, auch solidarische Männer sind dabei. Die Diskussionen hören nicht auf, unser Transparent der MLGS (Marxistisch-Leninistische Gruppe Schweiz) erntet jede Menge hocherhobene Daumen: „Wir wollen das Brot und die Rosen dazu - für den echten Sozialismus.“

"Der Mann" ist nicht die Ursache des Problems

In den Reden und Diskussionen wird allerdings immer wieder der Mann zum Hauptübel des Problems erklärt, damit gespalten und abgelenkt von der Wurzel des Problems, dem Kapitalismus. Auch sexistische Sprüche gegenüber Männern sind leider keine Seltenheit. Hier haben wir noch viel Diskussionspotential.
Es wird gefeiert bis in die Nacht mit Feuerwerk, Bands und tollem Essen.

 

Unser Fazit: Diese Demonstration sticht heraus und reiht sich ein, in viele große Demonstrationen der letzten Zeit, ein Linkstrend hat sich entwickelt. Auch wenn an diesem Tag Bundesrätinnen und -räte mitmarschierten, vergessen wir nicht, dass erst vor einem halben Jahr genau diese Personen die Erhöhung des Frauenrentenalters auf die Agenda gesetzt haben.

 

Ein kämpferischer, phantasievoller und kraftvoller 14. Juni, an dem die Frauen zeigten: So nööd.