Bangladesch

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MLPD-ICOR-Delegation mit Betroffenen am Mahnmal der Rana Plaza-Katastrophe

Am 24. April 2013 stürzte das Rana-Plaza-Fabrikgebäude in der Nähe der Hauptstadt von Bangladesh, Dhaka, in sich zusammen. Die Katastrophe forderte 1.133 Todesopfer und über 2.500 zum Teil Schwerstverletzte.

Von Monika Gärtner-Engel
MLPD-ICOR-Delegation mit Betroffenen am Mahnmal der Rana Plaza-Katastrophe
Sie sind froh, dass sie nicht vergessen sind (rf-foto)

Mindestens 28 Firmen bezogen Textilien aus dem eingestürzten Gebäude: KiK, Adler Modemärkte, NKD, Kids Fashion Group, C&A – genauso wie Mango, Benneton, Primark. Sie proftieren von der Überausbeutung der Textilarbeiterinnen. Auch dies und die tödliche Katastrophe sind brutale Formen der Gewalt gegen Frauen!

Bis heute dauert der Kampf um Entschädigungen an

Gerettete Frauen gründeten Gewerkschaftsgruppen. Ihre Entschlossenheit steht für das Selbstbewusstsein, das unter den Frauen Bangladeschs in den letzten Jahren erwacht ist. Auch Männer sind betroffen. Auch sie unterstützten den Aufbau der Gewerkschaften und den Kampf um Entschädigungen, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Brandschutz und anderes mehr.

 

Bis heute müssen die Opfer um Entschädigungen kämpfen. Der internationale Entschädigungsfonds soll zwar 40 Millionen Euro betragen. Die Konzerne haben jedoch nur einen Bruchteil davon eingezahlt - und das auch nur, weil die extremen Ausbeutungsbedingungen in der Textilindustrie von Bangladesch weltweit für Empörung gesorgt haben.


Etwa 4,4 Millionen Beschäftigte arbeiten in den rund 5.000 Textilbetrieben des Landes, der Großteil davon Frauen. Sie schaffen rund 80 Prozent des Gesamt-Exports von Bangladesch, das nach China der weltweit größte Textilexporteur ist. Vor fünf Jahren, im November 2013, kam es zu Massenstreiks gegen Hungerlöhne in der Textilindustrie und für die Erhöhung des Mindestlohns. Mehrere hundert Betriebe standen still, Zehntausende blockierten Hauptverkehrsstraßen. Trotz massivem Einsatz von Wasserwerfern und Gummigeschossen und faschistisch-fundamentalistischem Terror setzten die Arbeiterinnen und Arbeiter eine Erhöhung des Mindestlohns durch.

Betroffene sind froh, dass sie nicht vergessen sind

Am 21. November 2018 besuchte eine ICOR-MLPD-Delegation aus Deutschland die Stätte der Katastrophe in Bangladesch. 100 Betroffene haben sich am Mahnmal eingefunden. Sie sind froh zu spüren, dass sie nicht vergessen sind. Damals war ein illegal auf acht Stockwerke ausgebautes, vielen Bauvorschriften widersprechendes Gebäude eingestürzt. Hinweise der Arbeiterinnen im Vorfeld, dass sich Risse in den Wänden bilden, wurden missachtet.

 

Über 1.130 tote und mindestens 2.500 verletzte Textilarbeiterinnen und -arbeiter waren die todtraurige Bilanz. Bis heute kämpfen die überlebenden Frauen, die oft immer noch schwer an den Folgen der Verletzungen leiden, um Entschädigung.

"Wir kämpfen immer noch um lebenslange Entschädigung"

"Oft haben wir Einmalzahlungen als Abfindungen bekommen. Das war ein hart erkämpfter erster Erfolg," so eine Betroffene. Joy Talukder, Generalssekretärin der Garment Worker's Trade Union, ergänzt: "Aber wir kämpfen immer noch um lebenslange Entschädigung nach den Regeln der ILO. Diese verlangen lebenslange Unterhaltszahlungen entsprechend der Arbeitsunfähigkeit. Denn Rentenzahlung gibt es für uns nicht. Und vor allem ist immer noch die Forderung nach angemessener Behandlung nicht erfüllt."

 

Vom Wahrheitsgehalt dieser erschütternden Anklage zeugen die damals gebrochenen und völlig verquer wieder zusammengewachsen Beine. Viele gehen an Krücken wegen bleibender, verheerend schmerzender Rückenschäden.

Kein Kampf auf der Welt wird alleine gelassen!

Rana Plaza Trade Union mit 600 Mitgliedern hat sich der GWTUC angeschlossen. Diese ist somit die stärkste Kraft der Überlebenden. Sie steht auch für die Forderung nach Bestrafung der Verantwortlichen. Denn nur der Hausbesitzer, nicht aber der Unternehmer wanderte hinter Gitter. Monika Gärtner-Engel, deren internationalistischen Grüssen alle gespannt zuhören, von der deutschen Delegation fragt nach den Trägern der Hilfe. Denn in Deutschland wird stets berichtet, dass die NGOs (Nichtregierungsorganisationen) die Haupthelferinnen waren.

 

Ungläubiges Stauen und bitteres Lachen bei den Betroffenen: die einzigen, die uns wirklich geholfen haben, das waren die Tausende Menschen in der Region, die gespendet haben. Viele linke Organisationen haben zusammengehalten. Nicht zuletzt haben sie gemeinsam das Denkmal errichtet. Monika Gärtner-Engel berichtet vom Grundgedanken der ICOR, dass kein Kampf auf der Welt alleine gelassen wird. Das findet großen Zuspruch, gibt Hoffnung.

 

Und so wird gemeinsam zum Schluss der kleinen Kundgebung, nachdem Blumen niedergelegt wurden, gemeinsam die Internationale gesungen.