Köln
Anschauliche Diskussion zum Thema "Revolution"
Rund 25 Interessierte aus Köln, Leverkusen und Bonn kamen am 16. November zur Veranstaltung "100 Jahre Novemberrevolution - 50 Jahre Parteiaufbau der MLPD" in Köln-Mülheim.
Dirk Willing vom Zentralkomitee der MLPD berichtete spannend und detailreich, wie es zur Novemberrevolution in Deutschland kommen konnte. Deutlich wurde, welche Rolle dabei die angestaute Kriegsmüdigkeit unter der Bevölkerung und vor allem auch unter den Soldaten spielte, wie das leuchtende Beispiel der russischen Oktoberrevolution wirkte und warum der Befehl für ein Himmelfahrtskommando der deutschen Flotte schließlich zum Aufstand der Matrosen führte.
Revolutionen - das Gegenteil von "Putsch"
Der Vortrag belegte: Revolutionen sind kein "Putsch", wie bürgerliche Journalisten schon zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution behaupteten. Sie können nur entstehen, wenn die Herrschenden nicht mehr in der alten Weise regieren können und die breiten Massen nicht mehr in der bisherigen Weise weiterleben wollen.
Notwendig ist dazu aber auch, entscheidende Fragen im massenhaften Kampf um die Denkweise auszutragen, insbesondere um mit der schädlichen Rolle des Opportunismus fertigzuwerden. Dazu bedarf es einer starken, verankerten revolutionären Partei. Während die Gründung der KPD Anfang Ende 1918 zu spät kam, arbeitet die MLPD seit 50 Jahren am Aufbau einer revolutionären Partei neuen Typs und hat schöpferische Lehren für die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution gezogen.
"Bisher coolster Vortrag"
In der Diskussion darüber meldete sich ein Jugendlicher aus Bonn zu Wort: "Ich war schon bei vielen Vorträgen linker, auch anarchistischer Gruppen. Ich muss ehrlich sagen - das war der coolste, anschaulichste, beste Vortrag. Schade, dass nicht noch mehr Leute gekommen sind." Vermeintlich "superrevolutionäre" Linke würden der MLPD ankreiden, dass sie um das Thema Revolution einen Bogen macht. Er hätte sich inzwischen vom Gegenteil überzeugt.
Eine Teilnehmerin erinnerte daran, dass zum Tode verurteilte revolutionäre Matrosen wie Max Reichpietsch in Köln hingerichtet wurden. Ihr Grab liegt nun auf Gelände der Bundeswehr, die den öffentlichen Zutritt verweigert. Auch in Köln sollte dazu eine fortschrittliche Erinnerungskultur entwickelt werden.
Auch Ford-Belegschaft muss mit Opportunismus fertigwerden
Welche Rolle der Opportunismus heute spielt, wurde unter anderem am Beispiel der Ford-Belegschaft diskutiert. Ihr wird von führenden Betriebsräten ständig weisgemacht, dass man sich den wirtschaftlichen "Sachzwängen" beugen müsse. Damit wird nur die Kapitulation vor den Angriffen des Konzerns gerechtfertigt. Eine wichtige Rolle spielte in dem Zusammenhang die Frage, wie die Arbeiter heute mit dem modernen Antikommunismus fertigwerden können.
Der Abend gab viele Anregungen und überzeugende Argumente zu den Schlussfolgerungen aus der Novemberrevolution, über die an den Tischen teilweise noch weiterdiskutiert wurde.