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Tragischer Todesfall im Hambacher Wald – Naturführer kritisiert Fake News

Gestern ist es im Hambacher Wald zu einem tragischen Unfall mit Todesfolge gekommen.

Von ffz
Tragischer Todesfall im Hambacher Wald – Naturführer kritisiert Fake News
Die Polizei zieht Räumung gewaltsam durch (foto: twitter)

Ein junger Journalist, der seit Monaten über das Leben der Aktivistinnen und Aktivisten im Hambacher Wald berichtet, stürzte von einer Hängebrücke und starb noch an der Unfallstelle an seinen Verletzungen. Dazu die Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort in einem Post:

Polizei versuchte, Baumhausdorf zu räumen

„Ein Freund, der uns seit längerer Zeit im Wald journalistisch begleitet, ist heute von einer über 20 Meter hohen Hängebrücke in Beechtown gefallen und gestorben. Zu dem Zeitpunkt wurde von Polizei und RWE versucht, das Baumhausdorf zu räumen. Das SEK war gerade dabei, einen Aktivisten in der Nähe der Hängebrücke festzunehmen. Unser Freund war anscheinend auf dem Weg dorthin, als er stürzte.

 

Wir sind zutiefst erschüttert. Alle unsere Gedanken und Wünsche sind bei ihm. Unser Mitgefühl geht an all die Angehörigen, Freundinnen, Freunde und Menschen, die sich betroffen fühlen.

 

Wir fordern die Polizei und RWE auf, den Wald sofort zu verlassen und diesen gefährlichen Einsatz zu stoppen. Es dürfen keine weiteren Menschenleben gefährdet werden.“

Das sind unglaublich dreiste Lügen, die jetzt hier verbreitet werden

Michael Zobel, Naturführer und Waldpädagoge

Dazu äußerte sich Michael Zobel, der als Naturführer und Waldpädagoge die regelmäßigen Sonntagsspaziergänge im Hambacher Wald durchführt, gegenüber Rote Fahne News:

Polizeieinsatz nach tödlichem Unfall fortgesetzt

„Ich war zwar bei dem Unfall nicht dabei, sehe aber jetzt die Statements von Herrn Reul, unserem Innenminister, von der Polizei etc., die alle erklären, dass es keinen Polizeieinsatz während dieses Zeitpunkts in ‚Beechtown‘ gegeben habe. Ich kenne viele Augenzeugen, darunter auch Journalisten, die klar sagen: ‚Es hat diesen Einsatz gegeben.‘ Und er wurde sogar noch fortgesetzt, nachdem dieser Unfall passiert war. Das muss dringend aufgeklärt werden.

 

Das sind unglaublich dreiste Lügen, die jetzt hier verbreitet werden. Und das macht es mir sehr schwer, an offizielle Statements zu glauben.

 

Da ist in erster Linie mal ein junger Mensch ums Leben gekommen. Wir brauchen jetzt alle erst mal Zeit zum Nachdenken und zum Trauern. Wir müssen diesen Wahnsinns-Einsatz im Hambacher Wald sofort stoppen.

 

Unser Beileid sollte seiner Familie, seinen Freunden und seinen Angehörigen gehören. Steffen, dieser junge Fotograf, ist seit Wochen und Monaten im Hambacher Wald unterwegs. Das ist ein ganz großer Verlust, aber jeder Mensch wäre ein ganz großer Verlust.

Fake News von Tunnelsystemen und versteckten Waffen

Was jetzt gerade wieder für eine Medienkampagne läuft … Wir hatten Fake-News von ausgeklügelten Tunnelsystemen wie im Vietnamkrieg. Wir haben Waffenbilder zu sehen bekommen, von denen sich herausstellte: Die sind Jahre alt. Es wurde herbeigeredet, dass ‚Chaoten‘ aus aller Welt in den Hambacher Wald einsickern würden. All das ist nicht wahr und jetzt geht es direkt weiter.

 

Wenn jetzt erklärt wird, dass die Baumhäuser aus Sicherheitsgründen geräumt werden müssten, weil sie baufällig wären, sage ich ihnen: Die Baumhäuser im Hambacher Wald gibt es seit sechs Jahren und nie ist irgend etwas passiert. Seit ein paar Tagen läuft dieser Einsatz und jetzt haben wir diese Tragik. Umso wichtiger ist es, sofort diesen Einsatz zu beenden, bevor noch mehr passiert.“

Arbeitsbühnen-Verleiher zieht Geräte ab

Der Arbeitsbühnen-Verleiher Gerken zieht nach eigenen Angaben seine Geräte aus dem Hambacher Wald ab. Das Unternehmen erklärte, es sei vom Mieter der Geräte zuvor nicht über den Einsatzzweck informiert worden. Mieter sei nicht die Polizei gewesen. Nach aktuellen Erkenntnissen ist RWE Power der Mieter.¹ Zur Begründung hieß es in einer Erklärung des Familienunternehmens, man sei "absolut nicht einverstanden" mit den Ereignissen vor Ort. Zudem verwies Gerken auf zahlreiche E-Mails von Kunden und "besorgten Mitbürgern".

 

Die Redaktion der Roten Fahne spricht an dieser Stelle den Angehörigen, Freundinnen und Freunde des Verunglückten ebenfalls ihr tiefes Beileid und Mitgefühl aus. Der tragische Todesfall ist ein Grund mehr, die gewaltsame Räumung des Hambacher Walds sofort zu beenden.