Shenzhen
Solidarität mit den Arbeitern von Shenzhen organisieren!
Monika Gärtner-Engel, Hauptkoordinatorin der revolutionären Weltorganisation ICOR - Internationale Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen - ruft dazu auf, umgehend die Solidarität mit den kämpfenden und inhaftierten Arbeiterinnen und Arbeitern der Shenzhen Jiashi Technology Co. zu organisieren.
Jiashi Technology in der südostchinesischen Stadt Shenzhen ist u.a. im Geschäftsfeld Sicherheitstechnologie tätig. Shenzhen, das an Hongkong angrenzt, ist als Sonderwirtschaftszone bedeutend für Investoren aus aller Welt.
Rote Fahne News berichtete über die Anstrengungen von Arbeiterinnen und Arbeitern, bei Jiashi Technology eine unabhängige Gewerkschaft zu gründen. 30 von ihnen waren am 27. Juli verhaftet worden (siehe Meldung vom 14. August 2018). Inzwischen bekamen ICOR und MLPD weitere Nachrichten und die dringende Bitte um Unterstützung der kämpfenden Arbeiter von Shenzhen.
Aktivisten für eine Gewerkschaft bei Jiashi Technology
Mehr als 30 Arbeiter und Studenten, darunter auch Gewerkschaftsinitiatoren mit ihren Familienmitgliedern und Unterstützern, sind seit dem 27. Juli inhaftiert. Vorausgegangen war, dass Shenzhen Jiashi Technology Co, Ltd, ein börsennotiertes Unternehmen, den Beschäftigten Überstunden und illegale Geldbußen aufdrückte, der Konzern nicht für den Wohnungsfonds der Arbeiter zahlte und Informationen über die Gewerkschaftsaktivisten an andere Unternehmen weitergab, damit diese sie auf schwarze Listen setzen konnten.
Am 10. Mai 2018 gingen mehrere Arbeitervertreterinnen und -vertreter mit einem gemeinsamen Brief zur Gewerkschaft des Distrikts, um sich über das illegale Management des Unternehmens zu beschweren. Sie brachten ihr Anliegen vor, dass sie ihre eigene Gewerkschaft im Unternehmen gründen wollen. Der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksgewerkschaftsbundes erklärte, dass er einverstanden ist.
Am 7. Juni 2018 reichten die Arbeiter einen Antrag auf Gründung einer Gewerkschaft beim Bezirksverband und dessen Tochter "Street Unions" ein. Sie erhielten den Bescheid, dass sie zunächst selbst Mitglieder für die Gewerkschaft Jiashi Technology gewinnen sollen. 89 Beschäftigte unterschrieben, dass sie Mitglied werden wollen.
Kehrtwende am 12. Juli
Am 12. Juli 2018 jedoch kam eine Wende um 180 Grad. Der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbandes, der dem Antrag einen Monat zuvor zugestimmt hatte, wurde plötzlich feindselig und sagte, es sei illegal für Jiashi-Arbeiter, eine Gewerkschaft zu gründen. Er und vier weitere Gewerkschaftsfunktionäre bezichtigten gemeinsam mit dem stellvertretenden Generaldirektor und Abteilungsleitern von Jiashi Technolog den Arbeiter Mi Jiuping der Rädelsführerschaft.
Am 16. Juli wurde Liu Penghua, ein weiterer Arbeitervertreter, grundlos an einen anderen Arbeitsplatz versetzt. Dort wurde er sofort von zwei nicht identifizierten Männern geschlagen, die später ungehindert aus der Fabrik fuhren! Arbeiter riefen die Polizei an, die Liu Penghuas Verletzung ignorierte. Liu Penghua wurde von der Polizeistation bis 12 Uhr an diesem Tag festgehalten, seine Kollegen standen vor der Tür der Polizeistation und unterstützten ihn.
Am 18. Juli wurde Mi aufgefordert, sofort seinen Arbeitsplatz zu wechseln. Da Mi mit einer so plötzlichen Entscheidung nicht einverstanden war, wies die Fabrik mehrere Sicherheitskräfte an, ihn aus der Fabrik zu werfen! Yao, ein solidarischer Kollege, wurde ebenfalls bedroht und geschlagen, da er Mi helfen wollte. Am Abend wurden Mi und Yao beide illegal gefeuert.
Am 20. Juli kamen Mi Jiuping und Liu Penghua um 7:40 Uhr in die Fabrik und wollten wie gewohnt arbeiten. Sie wurden von Sicherheitsleuten böswillig blockiert und aus der Fabrik geworfen. Gegen 10:30 Uhr kamen die Polizisten und schlugen Mi und Liu erneut. Die Täter jedoch, die Sicherheitsleute, ließ die Polizei unbehelligt gehen.
Solidarische Kollegen auf Polizeiwache geschleppt
Mehr als 20 Kollegen kamen mittags zur Polizeiwache, um die Freilassung zu fordern, und wurden von einer Gruppe schwer bewaffneter Polizisten brutal auf die Polizeiwache geschleppt und 24 Stunden lang festgehalten.
Am 26. Juli wurden mehrere Arbeiter erneut von den Werkschutzbeamten geschlagen. Ihre Handies wurden ihnen entwendet - vermutlich fürchteten die Manager der Fabrik, dass auf ihnen Beweise über das illegale Vorgehen der Fabrikleitung und der Polizei zu sehen waren. Wieder kam die Polizei und wieder ließ sie die Schläger ungeschoren.
Gewerkschaftsinitiatoren und Unterstützer verhaftet
Am nächsten Tag übergab die Geschäftsleitung die Gewerkschaftsinitiatoren der örtlichen Polizeistation. Auch solidarische Kolleginnen und Kollegen, die zur Polizeistation gingen und um Freilassung der Inhaftierten baten, wurden verhaftet. Am Abend drang die Polizei sogar in die Häuser von Liu Penghua und Guang Hengshu ein und nahm ihre Familienmitglieder mit! Insgesamt waren es über 30 Personen.
Kritiker von links
Hintergrund des brutalen Vorgehens scheinen Sorgen der KP Chinas, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 14. August durchscheinen: "Dass die Kritiker von links kommen, macht es für die Regierung besonders schwer sie zu diskreditieren." Eine Aktivistin aus der Solidaritätsbewegung mit den Beschäftigen wird mit den Worten zitiert, "viele von uns sind von marxistischen und maoistischen Gedanken beeinflusst".
Bis zum 13. August 2018 sind die Kolleginnen und Kollegen noch immer inhaftiert, was die Aufmerksamkeit des ganzen Landes auf sich gezogen hat. Menschen aus aller Welt haben offene Briefe an die übergeordnete Abteilung der Polizeistation Yanziling und die Regierung der Stadt Shenzhen geschrieben, in denen diese aufgefordert werden, die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter unverzüglich freizulassen und illegale Handlungen der Jiashi Company und der örtlichen Polizeistation ernsthaft zu untersuchen.
Wir appellieren an die internationale Solidarität, damit die lokalen Behörden sie so schnell wie möglich freilassen und ausländische Freunde, die sich um die Sache der Arbeiter in China kümmern, mehr darüber erfahren können: Chinesische Arbeiter mit steigendem Klassenbewusstsein werden ihren Kampf nie beenden!
Die ICOR erklärt ihre Solidarität mit den Jiashi-Arbeiterinnen und -Arbeiter und ruft auf:
- Arbeiterinnen, Arbeiter, Aktivisten, Jugendliche, Frauen und fortschrittliche Politikerinnen und Politiker sollen Solidaritätsgrüße an die Jiashi schicken. Die ICOR leitet Botschaften weiter und bittet diese dafür an coordinationint@yahoo.co.uk zu senden. Deutsche Grüße können dort auch übersetzt werden, sonst gerne auch auf Englisch.
- Schülerinnen, Schüler, Studierende und Dozenten können zudem einen offenen Brief der Solidarität von über 200 Studierenden unterzeichnen (siehe unten unter Links)