Vor 50 Jahren
Sozialimperialistischer Überfall auf die Tschechoslowakei
Der Überfall von Truppen des Warschauer Paktes auf die Tschechoslowakei im August 1968 ist aktueller Anlass einer Flut antikommunistischer Artikel und Beiträge.
Die antikommunistische Propaganda schiebt den Überfall bis heute dem Sozialismus in die Schuhe. So schreibt das Hamburger Abendblatt heute: "Die Idee vom 'Sozialismus mit menschlichem Antlitz' – am 21. August 1968 wurde sie von Soldaten aus der Sowjetunion, Polen, Ungarn, Bulgarien und der DDR buchstäblich niedergewalzt." Aber weder die UdSSR noch die Tschechoslowakei waren zu diesem Zeitpunkt noch sozialistisch. Der Überfall war tatsächlich der offensichtliche Beweis des Verrats am Sozialismus. Denn der Sozialismus ist unvereinbar mit solchen imperialistischen Unterwerfungen.
Was passierte 1968 wirklich in der Tschechoslowakei?
In der Nacht vom 20. auf den 21. August waren Truppen des Militärbündnisses Warschauer Pakt unter dem Oberbefehl der UdSSR in die Tschechoslowakei eingefallen und hatten deren Hauptstadt Prag besetzt. Demagogisch behauptete Leonid Breschnew, damaliges Oberhaupt der KPdSU, die Truppen seien dem tschechoslowakischen Volk zu Hilfe gekommen, um den Bestand des Sozialismus zu retten. Tatsächlich ging es ausschließlich um die Aufrechterhaltung der neokolonialen Abhängigkeit der Tschechoslowakei von der sozialimperialistischen UdSSR.
Bis heute vergießt der westliche Imperialismus Krokodilstränen über den Untergang der Regierung um den damaligen tschechoslowakischen KP-Vorsitzenden, Alexander Dubĉek. Seine Politik wird unter dem Stichwort "Prager Frühling" zum Aufbruch für mehr Demokratie und Freiheit verklärt. Die heutige wie damalige Sympathie in den bürgerlichen Medien und der bürgerlichen Politik des Westens hat vor allem einen Grund: sie hofften Dubĉek würde die Tschechoslowakei in Richtung NATO führen. Auch Dubĉek war kein Vertreter des Sozialismus, hatte diesen verraten und die Ausbeutung der Werktätigen verschärft.
In Kürze
- Der neue entstandene sowjetische Imperialismus konnte es nicht dulden, dass sich ein Land aus dem von ihm beherrschten Block löste
- Die Revisionisten auch die der DKP in der BRD begrüßten den Einmarsch der sowjetischen Truppen
- Die Kritik der Marxisten-Leninisten an der revisionistisch entarteten UdSSR war eine Voraussetzung, die Interessen der Arbeiterklasse hoch zu halten.
Der Einmarsch in Prag war Ergebnis einer grundlegenden reaktionären Veränderung in der Sowjetunion. Sie hatte die Farbe gewechselt, war längst kein sozialistisches Land mehr, auch wenn sie nach außen diesen Anspruch erhob. 1956 hatte die Bürokraten als neue herrschende Klasse die Macht übernommen. Die von ihnen betriebene Restauration des Kapitalismus hatte zur Herausbildung eines neuen Imperialismus geführt. Sie konnten und wollten nicht dulden, dass sich ein Land aus dem von ihnen beherrschten Block löst. In der Tschechoslowakei hatten sich starke Bestrebungen genau dazu entwickelt.
Marxisten-Leninisten positionieren sich
Die Existenz eines sowjetischen Sozialimperialismus wurde von den meisten Linken hierzulande vehement abgestritten. Aber die von Mao Zedong geführte KP Chinas hatte sich bereits Jahre vorher gegen die revisionistische Abkehr vom Sozialismus in der Sowjetunion bzw. UdSSR und die Wiederherstellung des Kapitalismus gewandt. Auch sie verurteilte den Einmarsch scharf. Es war geradezu lächerlich, dass sie von der unterworfenen KP der Tschechoslowakei daraufhin der Einmischung in die inneren Angelegenheiten beschuldigt wurde!
Mutig nahmen Marxisten-Leninisten auch in Westdeutschland umgehend und eindeutig in einem Flugblatt gegen den Überfall Stellung.¹ Anders die wenige Wochen später in der BRD zugelassene DKP²: Sie griff die Marxisten-Leninisten als vom CIA bezahlte Agenten an und begrüßte den Einmarsch. Bis heute hat sie es nicht fertig gebracht, die Ursachen des verbrecherischen Überfalls im Verrat der sowjetischen Führung am Sozialismus zu erkennen – im Gegenteil: Ihre Führung bezeichnet noch immer die MLPD als „konterrevolutionär“, weil sie das System in der Sowjetunion als bürokratischen Kapitalismus und Sozialimperialismus brandmarkte und den Kampf der Arbeiterklasse und Völker dagegen unterstützte!
In ihrem theoretischen Organ REVOLUTIONÄRER WEG hatte die Vorläuferorganisation der MLPD in den Jahren 1971-72 eine grundlegende Analyse der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion veröffentlicht, die auch die Entwicklung des sowjetischen Sozialimperialismus konkret aufzeigte.³ 1983 wurde im REVOLUTIONÄREN WEG „Die Sowjetunion – die sozialimperialistische Supermacht“ erneut behandelt und dabei ausführlich auf den bewaffneten Überfall auf die Tschechoslowakei 1968 eingegangen. Dazu wurde die politische und ökonomische Entwicklung der Tschechoslowakei nach 1956 analysiert und gezeigt, dass die Annäherung an den Westen Ergebnis einer revisionistischen Politik war, die von der Sowjetunion ausgegangen, sich nun aber verselbständigt hatte.⁴ Der Abschnitt über die tschechoslowakischen Ereignissen ist auch in Willi Dickhuts Buch "Krieg und Frieden und die sozialistische Revolution" enthalten, auf den Seiten 238 bis 251 (mehr zu dem Buch).
Für die Marxisten-Leninisten war diese Kritik eine wesentliche Voraussetzung, die Interessen der Arbeiterklasse in Deutschland und international hoch zu halten. Sie war entscheidend für die Gründung einer neuen revolutionären Arbeiterpartei, der MLPD!